Geldanlage und Vermögensaufbau

Passives Investieren leicht gemacht: Erfolgreich ein Vermögen aufbauen mit ETFs

Vermögensaufbau

Passives Investieren mit ETFs kann eine zentrale Säule der Geldanlage und des langfristigen Vermögensaufbaus sein.

Zur Erinnerung: In Ausgabe 1 über die ersten Schritte der Geldanlage habe ich erläutert, dass das Wort ETF für Exchange Traded Fund oder auch an der Börse gehandelter Fonds steht. 

Ich habe ebenfalls gesagt, dass ein ETF oft viele 100 oder 1000 Aktien enthält und z.B. einen Aktienindex wie den DAX oder den Dow Jones nachbildet. 

Zudem habe ich darauf verwiesen, dass ich in einer späteren Ausgabe genauer auf das Thema ETFs eingehen werde. Heute ist es soweit, dies ist die versprochene Folge über passives Investieren mit ETFs.

Dazu werde ich zunächst den Unterschied zwischen aktivem und passivem Investieren erläutern und warum eine passive Anlagestrategie mit ETFs meiner Meinung nach für den langfristigen Vermögensaufbau eine sehr gute Sache ist. 

Hier kannst Du den Podcast anhören und kostenlos abonnieren:

 

Grundsätzlich können wir zwischen aktiven und passiven Investieren unterscheiden. 

Aktives Investieren meint, dass Du gezielt in einzelne Unternehmen bzw. deren Aktien investierst, von denen Du eine überdurchschnittliche Rendite erwartest – weil Du das Unternehmen, dessen Produkte, Geschäftsmodell oder auch Management als besonders gut empfindest. 

Und weil Du der Meinung bist, dass sich das Unternehmen zukünftig besser entwickeln wird als der Markt oder weil Du denkst, dass der Aktienkurs die gute zukünftige positive Entwicklung noch nicht eingepreist hat. 

Das aktive Investieren ziemlich aufwändig und nicht trivial. 

Gerade als Privatanleger solltest Du Dir genau überlegen, ob Du Dich derart tief mit den Unternehmen beschäftigen möchtest oder auch kannst. 

Aktives Investieren kann sich auch auf aktiv gemanagte Fonds beziehen, bei denen Fondsmanager darüber entscheiden, in welche Wertpapiere sie investieren. Doch auch das hat so seine Tücken, wie wir in dieser Folge noch sehen werden. 

Demgegenüber steht passives Investieren mit ETFs als hervorragende Möglichkeit für einen passiven Investmentstil. 

Passives Investieren mit ETFs bedeutet, dass eben nicht aktiv einzelne Wertpapiere ausgesucht und gekauft werden. Stattdessen wird in den Markt oder in ein bestimmtes Marktsegment investiert.

Mit einem ETF kaufst Du einen Aktienkorb verschiedener Unternehmen, die in einem Aktienindex enthalten sind. Also der Index wird vom ETF repliziert. 

Einmal am Beispiel des DAX:

  • Der enthält die Aktien verschiedener deutscher Unternehmen von A wie Allianz bis Z wie Zalando.
  • Wenn Du einen ETF auf den DAX kaufst, dann enthält dieser ETF Anteile der Unternehmen, die im DAX gelistet sind.

Der Vorteil des passiven Investierens mit ETFs ist, dass Du auch mit überschaubarem Vermögen Dein Geld sehr günstig und vor allem breit gestreut investieren kannst. 

Du kannst Dich beim passiven Investieren also etwas zurücklehnen und musst nicht wie beim aktiven Investieren überlegen, welche Unternehmen Du kaufst, zu welchem Preis Du ihre Aktien erwirbst, also ob die Bewertung angemessen ist und Du musst auch nicht fortwährend prüfen, ob ein Invest in ein Unternehmen immer noch gerechtfertigt ist, oder ob Du die Aktie besser wieder verkaufen solltest.

Jetzt mag mancher denken: Mit passivem Investieren mit ETFs erziele ich doch nur den Marktdurchschnitt. Ich will aber eine bessere Rendite als der Durchschnitt.

Dem lässt sich entgegensetzen, dass auch eine durchschnittliche Rendite über einen langen Zeitraum ziemlich attraktiv ist, Stichwort Ausgabe 11 über die wunderbare Kraft des Zinseszins.

Wir können uns auch an Ausgabe 14 über die erste Regel des Investierens erinnern: Der Marktdurchschnitt will erstmal geschlagen werden. Das ist nämlich selbst für Profis gar nicht leicht.

Für passives Investieren mit ETFs erhalten wir argumentative Schützenhilfe vom Börsenmeister Warren Buffett.

Warren Buffett ging im Jahr 2007 eine Wette ein, dass ein Indexfond über einen Zeitraum von 10 Jahren besser performt als aktive Investmentmanager.

Nach zehn Jahren lag der von ihm ausgewählte passive Fonds des Anbieters Vanguard auf den amerikanischen Index S&P 500 bei einer Rendite von 125,8%. 

Die fünf gegnerischen aktiven Fonds hingegen erzielten im Durchschnitt und nach Kosten nur 36,3% Rendite.

Das Ergebnis war nicht überraschend. So hat das Ratingunternehmen Standard & Poor’s herausgefunden, dass 90% der aktiven Manager über einen Zeitraum von 10 Jahren nach Kosten schlechter abschneiden als der Markt. 

Buffett ist ironischerweise einer der erfolgreichsten aktiven Investoren aller Zeiten und er hat den S&P 500 über einen langen Zeitraum geschlagen. 

Dennoch hat er testamentarisch verfügt, dass nach seinem Ableben 90% seines Vermögens passiv investiert werden soll – Du errätst es vielleicht schon, genau: in den Vanguard Indexfonds auf den S&P 500. 

Natürlich ist der Vergleich von Renditen immer eine Vergangenheitsbetrachtung. Also das gibt Dir keine Informationen darüber, wie sich die Zukunft entwickeln wird.

Aber wenn einer der besten Investoren, einer der vermögendsten Menschen der Welt, derart vom passiven Investieren überzeugt ist, dann solltest Du zumindest darüber nachdenken, ob das aktive Investieren für Dich wirklich der Weg der Wahl ist, oder ob Du mit einem passiven Ansatz nicht vielleicht besser fährst. 

Das möchte ich nochmal vertiefen: 

Abseits der erwiesenen meist besseren Rendite, warum ist passives Investieren mit ETFs einem aktiven Fonds vorzuziehen?

Vielleicht ist Dir bei den zuvor genannten Beispielen aufgefallen, dass die Rendite “nach Kosten” berechnet wurde. Die Kosten sind bei aktiv gemanagten Fonds nämlich ziemlich hoch.

Das geht schon beim Kauf des Wertpapiers los. Ein aktiv gemanagter Fonds nimmt häufig einen sogenannten Ausgabeaufschlag von z.B. 3-5% des investierten Geldes. Du startest also mit einem ordentlichen Minus, das erstmal wieder eingespielt werden will.

Bei den laufenden Kosten fallen bei ETFs nicht selten weniger als 0,5% der Investitionssumme pro Jahr an. 

Bei einer aktiven Geldanlage liegen die jährlichen Kosten oft bei 1,5%, sie können aber auch gut und gerne 2,5% betragen. 

Und richtig zur Sache geht es bei der sogenannten Gewinnbeteiligung, bei der sich manche Fondsmanager bzw. Fondsgesellschaften nochmal bis zu 20% der erzielten Jahresrendite abzwacken.

Ein weiterer Punkt ist die Transparenz. Die Zusammensetzung eines ETF ist für Dich nachvollziehbar. 

Ein ETF orientiert sich an einem Index, Du weißt somit, wie er sich mit Blick auf Branchen, Regionen und Anzahl der enthaltenen Wertpapiere zusammensetzt. Das ist zumindest bei der physischen Replikation so, auf die ich später noch eingehe. 

Bei einem aktiven Fonds erfährst Du in der Regel nur an bestimmten Stichtagen, welche Wertpapiere enthalten sind und dem Fondsmanager kannst Du beim Handeln auch nicht in den Kopf gucken.

ETFs sind zudem sehr liquide. Auch wenn Du bei der langfristigen Geldanlage eher selten handelst, Du könntest es tun. 

Bei aktiven Aktien- oder insbesondere Immobilienfonds, ist das nicht immer ohne weiteres möglich. 

Jetzt habe ich ausführlich über die Vorteile von ETFs gesprochen – doch was ist mit den Risiken?

Investitionen bergen immer Risiken, so natürlich auch ETFs. 

ETFs sind insgesamt eine eher konservative Form der Geldanlage und bieten trotzdem gute Aussichten auf attraktive Renditen.

Bei einem ETF auf einen Aktienindex setzt man sich als Anleger den normalen Kursbewegungen der Börse aus. Entsprechend wichtig ist, dass man über einen langen Zeitraum dabei ist und nicht Geld investiert, das man kurzfristig benötigt. 

Passives Investieren mit ETFs hat den Vorteil, dass man ein Portfolio breit streuen kann. Also das meint, dass Aktien bzw. Unternehmen verschiedener Branchen und verschiedener Regionen abgedeckt werden.

Trotzdem kannst Du auch mit ETFs ein sehr konzentriertes Portfolio bauen, das nur wenige Aktien oder eine bestimmte Region fokussiert. Auch dadurch würden sich Risiken erhöhen.

Das Stichwort ist Klumpenrisiko.

Ein ETF auf den DAX bspw. hat ein doppeltes Klumpenrisiko. Das ist einmal die Region, also Deutschland. Gleichzeitig hat der DAX einen starken Branchenfokus auf den Automobilsektor und die Industrie.

Im Vergleich dazu wäre ein ETF auf den Index Euro Stoxx regional breiter gestreut, würde aber eine etwas höhere Konzentration bei Banken und Versicherungen aufweisen.

Ein weiterer Aspekt ist die Währung. Viele ETFs gibt es sowohl in Euro als auch in US-Dollar. 

Meiner Meinung nach kann dieser Aspekt eher vernachlässigt werden. Entscheidend ist vielmehr die Währung der im Fonds enthaltenen Aktien. Also wenn ein ETF auf den MSCI World in Euro notiert, dann sind trotzdem über 60% der enthaltenen Aktien aus den USA und operieren somit in US-Dollar und da macht es nicht unbedingt einen Unterschied, ob der Fonds in Dollar oder Euro notiert. 

Und natürlich greifen auch bei ETFs die zahlreichen in diesem Podcast besprochenen riskanten Verhaltensweisen, wie zum Beispiel Verlustaversion, über die ich in Ausgabe 10 gesprochen habe oder der in Ausgabe 15 thematisierte Herdentrieb.

Also passives Investieren in ETFs ist grundsätzlich eine gute Sache. 

Was sind denn Dinge, auf die Du bei der Auswahl Deiner ETFs achten solltest?

Es gibt weltweit über 3 Millionen Aktienindizes und ca. 43.000 öffentlich notierte Aktiengesellschaften. Sprich: es gibt ungefähr 70 mal so viele Aktienindizes wie Aktien. Und in Deutschland kann man ungefähr in 2.000 verschiedene ETFs investieren. 

Das zeigt erstmal die Popularität dieser Anlageklasse. Das kann einen aber auch erstmal etwas erschlagen, wenn man sich auf die Suche nach dem oder den für einen passenden ETF macht.

Es gibt verschiedene Online-Finanzportale mit einer mal mehr, mal weniger guten Suchfunktion, über die man sich zum Ziel filtern kann. Ein gutes Beispiel wäre hierzu die zur Stiftung Warentest gehörende Zeitschrift Finanztest. 

Es ist durchaus sinnvoll, sich bei der Auswahl des eigenen ETF-Depots vom Großen ins Kleine zu hangeln. 

Sprich: Zum Start kaufst Du einen sowohl mit Blick auf Branchen als auch Regionen sehr breit aufgestellten ETF, zum Beispiel auf den MSCI All Countries World Index. 

Der schon öfters in diesem Podcast bzw. Blog besprochene MSCI World ist in erster Linie eine USA-Index. Das Land macht in dem Index ca. 70% aus. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt, immerhin ist das die führende Volkswirtschaft und der größte Aktienmarkt, aber halt schon etwas konzentriert. 

Da zeigt sich eine weitere Absurdität. Wichtige, für die Weltwirtschaft relevante Märkte wie China, Korea oder Taiwan sind nach Lesart des MSCI World als Schwellenländer klassifiziert, entsprechend nicht in diesem Index enthalten, obwohl sie zu den führenden Industrienationen gehören. 

Du könntest beim passiven Investieren mit ETFs auf den MSCI World oder MSCI All Countries also beispielsweise um weitere Wertpapiere auf Schwellenländer oder Europa ergänzen. 

Ein andere Strategie könnte sein, dass Du einen ETF auf die USA, einen auf Europa und einen auf Asien kaufst und diese zum Beispiel mit jeweils ⅓ gewichtest. 

Bei Europa wird es allerdings auch wieder speziell. Es gibt den Euro Stoxx Index – der umfasst die Euroländer, klammert aber ein so wichtiges Land wie das Vereinigte Königreich aus. Anders hingegen der Stoxx Europe, dort steht das Vereinigte Königreich für über 20%.

Bei eher exotischen Indizes oder sonstigen Spezial-Strategien wäre ich etwas vorsichtig. 

Spezial-Strategien meint Fonds, die zum Beispiel nur in Rohstoffe oder in ein bestimmtes Thema wie Wasseraufbereitung oder “alternde Bevölkerung” investieren. 

Du kannst natürlich in solche Themen-ETFs investieren, wenn Du das für richtig befindest. 

Ich würde das aber nur als Beimischung machen, als einen Großteil meines Portfolios darauf zu fußen.

Und ich würde mir die Zusammenstellung des ETFs genau angucken. Ist der breit aufgestellt oder sind da vielleicht nur zwei Dutzend verschiedene Unternehmen drin, wobei beispielsweise die fünf stärksten Positionen einen Anteil von 20% am gesamten Fondsvolumen haben. 

Ein Grund, in ETFs zu investieren, ist es, breit zu streuen. Da möchtest Du keine allzu große Konzentration in Deinen ETFs haben.

Mit Blick auf die Kosten ist es etwas schwieriger.

Die Kosten von ETFs werden als Total Expense Ratio, kurz TER oder auch Gesamtkostenquote geführt. 

Gängige TER von ETFs liegen ungefähr zwischen 0,1 bis 0,5% pro Jahr und diese Gesamtkostenquote kannst Du sowohl zwischen aktiven Fonds mit ETFs als auch zwischen ETFs untereinander gut vergleichen.

Das ist wie bei der Diskussion der Gebühren über aktive Fonds: Höhere Gebühren muss der Fonds erstmal verdienen, wobei eine niedrige Gebühr nicht zwingend für einen besseren ETF steht. Ich würde eine etwas höhere TER nicht direkt als Ausschlusskriterium sehen. Es kommt auf die Rendite nach Kosten an und die Kosten sind hier nur ein Teil der Gleichung.

Nicht enthalten in der TER sind Transaktionskosten für den Kauf und Verkauf des Wertpapiers sowie etwaige Gebühren, die Dein Depot verlangt. Diese Kosten hängen nicht direkt mit dem ETF in den Du investierst zusammen, die solltest Du aber ebenso im Blick haben und einem kritischen Preisvergleich unterziehen. 

Jeder Euro, den Du hier mehr zahlst, drückt Deine Rendite.

Ein weiterer Punkt ist das Fondsvolumen.

Das meint, wie viele Anlegergelder ein Fonds verwaltet. 

Und das Fondsvolumen sollte nicht zu klein sein. Es gibt Aussagen, dass ein ETF erst ab einem Volumen von 50 Millionen € für den Anbieter profitabel und sich somit nachhaltig am Markt behaupten kann. Manche nennen 100 Millionen Euro als Untergrenze. 

Ich würde mich gerade zum Start des passiven Investierens mit ETFs eher an den gängigen großen Fonds orientieren, die oft mehrere Milliarden Euro Fondsvolumen haben.

In diesem Zusammenhang kann auch das Alter eines ETFs relevant sein. Ein noch junger ETF hat es vielleicht schwer, sich im Markt zu etablieren und wird möglicherweise wieder eingestellt. Ein möglicher Richtwert wäre ein Mindestalter von fünf Jahren. 

Unterm Strich kann man zu passivem Investieren mit ETFs festhalten

Du solltest breit streuen, Dich aber auch nicht mit zu vielen, zu kleinen oder zu speziellen ETFs verzetteln. Wie so oft geht es darum, die richtige Balance zu halten.

ETFs bestechen durch ihre Einfachheit, ihre geringen Kosten und durch die Möglichkeit, auch mit geringem Kapital in ein breitgestreutes Portfolio zu investieren.  Somit können ETFs eine tragende Säule für den langfristigen Vermögensaufbau sein. 

Zum Beginn des passiven Investierens mit ETFs bietet sich das Investment in einen großen und weltweit ausgerichteten Aktien-ETF an. Das könnte zum Beispiel ein ETF sein, der den MSCI World oder den MSCI All Countries World abbildet. 

Wenn du jetzt erst startest und überlegst, wie Du Deine finanziellen Ziele definierst, wie viel Du sparen und wie Du mit dem Investieren loslegen kannst, dann empfehle ich Dir Ausgabe 1 über die ersten Schritte der Geldanlage.

PS: Das Titelbild ist an der Ostsee entstanden.

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