Sparen wie die Eichhörnchen

Sparen wie die Eichhörnchen: Wie schaffen es die kleinen Nager durch clevere Vorsorge auch den härtesten Winter zu überstehen? Welche Tugenden und welche Verhaltensweisen können wir uns von den Eichhörnchen beim Sparen und der Geldanlage abschauen?

Hier geht es zum Podcast:

Bei Fragen des Geldes versuchen wir oft, uns die Welt, die Komplexität der Realität, greifbar zu machen.

Das können wir zum Beispiel mit sogenannten Mental Models machen, über die ich in Folge 13 über das Denken in Wahrscheinlichkeiten gesprochen habe.

Wir können ebenso mit Analogien arbeiten, also indem wir sich ähnelnde Sachverhalte miteinander vergleichen. Analogien finden sich bspw. In der Natur. Damit wären wir bei den Eichhörnchen. 

Eichhörnchen legen ein sehr bemerkenswertes Verhalten an den Tag, von dem wir uns ebenfalls manches für unser finanzielles Wohlergehen abgucken können. 

Sparen wie die Eichhörnchen: instinktiv vorausschauend handeln

Bereits im Herbst legen sie Vorräte an, wohlwissend, dass sie diese im Winter brauchen werden. Eichhörnchen sind ganzjährig aktiv. Sie halten keinen Winterschlaf und somit müssen sie vorsorgen, damit sie nicht verhungern. Sparen wie die Eichhörnchen!

Wir sollten vielleicht auch etwas Sparen wie die Eichhörnchen. Jedenfalls täte uns dieses Verhalten, diese Vorausschau, stünde auch uns gut. Zum Beispiel indem wir vorsorgen und einen Notgroschen beiseite legen, um plötzlich anfallende Kosten wie eine kaputte Waschmaschine zu schultern. Oder auch, indem wir auf ein Ereignis in der Zukunft hinsparen – vielleicht eine Reise, die wir unternehmen möchten, wenn wir in der Zukunft eine Immobilie erwerben möchten, bis hin zum langfristigen Vermögensaufbau, zum Beispiel als Sparstrumpf fürs Alter.

Vorausschauendes Verhalten betrifft ebenfalls das Thema Instant Gratification aus Folge 6. Nochmals zur Erinnerung:

Wir neigen dazu, zu prokrastinieren, also Dinge aufzuschieben. Also anstatt loszulegen und jeden Monat etwas Geld zu sparen, denkt man sich vielleicht: Ja, das ist schon wichtig, aber ich mache das wann anders. Weil heute habe ich andere Bedürfnisse, die ich befriedigen möchte, zum Beispiel eine Anschaffung, die ich tätigen will.

Doch Geldanlage geschieht langfristig. Und wenn ich es heute verpasse, Geld zurückzulegen und zu investieren, wenn ich damit erst in ein paar Jahren starte, dann wirkt sich das insbesondere über einen langfristigen Zeitraum sehr stark aus. Stichwort Folge 11 über die wunderbare Kraft des Zinseszins. 

Deswegen: So, wie die Eichhörnchen rechtzeitig vor Einbruch des Winters damit beginnen, ihre Vorräte anzulegen, sollten auch wir frühzeitig einen Notgroschen beiseitelegen, also wenn wir ihn nicht brauchen.

Und so wie die Eichhörnchen bereits im Herbst für ihren Bedarf im Winter vorsorgen, legen wir mit unserem Sparen und Investieren heute die Grundlage, um einen Finanzbedarf in der Zukunft zu erfüllen.

Sparen wie die Eichhörnchen heißt auch, Besitz zu streuen

Also anstatt alle Vorräte an einem Ort zu horten, legen sie ihre Nüsse in zahlreichen Verstecken ab. Wenn dann ein negatives Ereignis eintritt, also bspw. Dass ein anderes Tier eines der Verstecke findet, dann ist das vielleicht ärgerlich, aber kein Drama. Es gibt ja noch genügend weitere Vorräte. 

Diese Diversifikation ist auch bei der Geldanlage unbedingt empfehlenswert. Ein dazu passendes Sprichwort lautet, dass man nicht alle Eier in einen Korb legen sollte. Anstatt all seine Ersparnisse in eine Aktie zu investieren, sollte man über Branchen und Regionen breit streuen, zum Beispiel mit ETFs, wie in den Folgen 22 und 23 über passives Investieren mit ETFs dargelegt. 

Diversifikation kann ebenfalls bedeuten, dass man über verschiedene Anlageklassen streut, um finanziell flexibel zu bleiben. Also vielleicht investiere ich einen Teil meines Geldes langfristig in Aktien. Und einen Teil halte ich bspw. In Form von Tagesgeld kurzfristig verfügbar und zu Hause halte ich ebenfalls eine Bargeldreserve vor. 

Eichhörnchen sind ebenfalls geduldig und sie haben Ausdauer. Sie verfügen nicht aus dem Stand über eine große Menge Nüsse. Ihre Vorräte müssen sie über einen längeren Zeitraum Stück für Stück sammeln. Auf unser Finanzverhalten angewendet kann das bspw. bedeuten, dass wir mit einem Sparplan Schritt für Schritt in ein ETF-Portfolio investieren oder dass wir viele kleine Schritte identifizieren, um unsere Sparquote zu erhöhen. 

Weitere Details dazu kannst Du nochmal in Folge 45 über Neujahrsvorsätze für Dein Geld oder in Folge 36 über richtiges Sparen nachhören. 

Sparen wie die Eichhörnchen führt zu einem Problem

Von den vielen Nüssen, die sie im Herbst verstecken, finden sie im Winter nicht alle wieder. Es gibt Schätzungen, wonach 25 bis 75 Prozent der versteckten Vorräte im Boden verbleiben. Man könnte auch sagen, dass sie auf die versteckten Nüsse eine negative Rendite erwirtschaften. Von allen Nüssen, die sie verstecken, bleiben ihnen am Ende weniger übrig.

Also hier sollten wir eher nicht von Eichhörnchen lernen bzw. auf uns Sparer angewendet könnte man ableiten, dass wir, wenn wir unser Geld nur sparen, es also wie die Eichhörnchen zur Seite legen, dann erwirtschaften wir ebenfalls eine negative Rendite, die sich in Form eines Kaufkraftverlustes zeigt. 

Der Grund ist die Inflation. Kurz zur Erinnerung aus Folge 3 über das Gespenst der Inflation:

Inflation ist die Teuerungs- oder Preissteigerungsrate, meist im Vergleich zum Vorjahr. Und steigt das Preisniveau, dann müssen wir mehr Geld ausgeben, um eine bestimmte Menge Güter zu erhalten. Das Geld ist weniger wert, wir können also mit der gleichen Menge Geld weniger kaufen, unsere Kaufkraft sinkt.

Wir können aber etwas anderes daraus lernen: Wenn auf einen kleinen Teil unseres Vermögens eine negative Rendite erwirtschaftet wird, also zum Beispiel ein schlecht verzinstes Sparbuch bei gleichzeitig hoher Inflation, dann ist das nicht tragisch. Jedenfalls solange unser gesamter Anlagemix eine gute Rendite erwirtschaftet und wir wie die Eichhörnchen eine so große Finanzreserve aufbauen, dass wir auch in schwierigen Situationen keinen Schiffbruch erleiden.

Das führt zu einem weiteren Aspekt beim Verhalten der Eichhörnchen:  

Die begegnen dem Problem der nicht wieder auffindbaren Nüsse, indem sie mehr Nüsse verstecken, als sie tatsächlich benötigen. Außerdem hilft ihnen ihr Geruchssinn dabei, auch solche Nüsse zu erschnuppern, die bis zu 30 cm tief unter dem Schnee liegen. 

Daraus wiederum sollten wir am besten nichts lernen. Denn Geld im Garten zu verbuddeln ist nicht nur wegen unseres schlechten Geruchssinns keine Option.

Überhaupt funktioniert dieses “Einfach für später auf Seite schaffen” für uns leider nicht. Damit wir keinen Kaufkraftverlust erleiden, also keine negative Rendite erwirtschaften, muss sich unser Geld vermehren. Wir müssen eine Rendite erwirtschaften, die höher als die Inflation ist, damit wir keinen Kaufkraftverlust erleiden.

Und damit sind wir wieder beim vielfach in diesem Podcast besprochenen Thema des Vermögensaufbaus: Geld nicht auszugeben, es zu sparen, das ist eine Sache. Wir müssen es aber ebenfalls gewinnbringend investieren. 

Zusammengefasst lässt sich über das Sparen wie die Eichhörnchen festhalten

Die Analogie vom Sparen wie die Eichhörnchen mag vielleicht etwas weit hergeholt erscheinen. Doch bei genauerer Betrachtung sehen wir bei den Eichhörnchen einige wichtige Tugenden, die auch wir als Anlegerinnen und Anleger beherzigen sollten. 

  1. Wir sollten vorausschauend handeln, also schon heute einen Notgroschen anlegen, um für unvorhergesehene Ereignisse gewappnet zu sein. Und wir sollten ebenfalls schon heute Geld zurücklegen, damit wir in der Zukunft davon profitieren.

Ich habe an einer Stelle gelesen, dass Eichhörnchen über das Jahr verteilt bis zu 10.000 Nüsse verstecken. Bis zu 10.000 Nüsse leitet direkt über zur zweiten Tugend der Eichhörnchen: Wir sollten diversifizieren, das Risiko breit streuen und nicht alles auf eine Karte setzen. 

Und 10.000 Nüsse sind auch mit Blick auf die Größe dieser kleinen Nager ziemlich eindrucksvoll und es zeigt sehr anschaulich, was mit vielen kleinen Schritten in der Summe alles möglich ist. Auch wenn Eichhörnchen wie rastlose Tiere erscheinen, die in Windeseile umher flitzen und Bäume hochklettern können, so arbeiten sie beharrlich und Stück für Stück am Aufbau ihres Wintervorrats.

Das wäre dann die dritte Tugend: Vermögensaufbau geschieht nicht über Nacht. Insofern sollten wir geduldig sein und kontinuierlich am Ball bleiben. 

Trotz der vielfach im Boden verbleibenden Nüsse ist bis heute übrigens nicht restlos geklärt, wie Eichhörnchen ihre Nahrungsvorräte überhaupt wiederfinden. Die Psychologin Lucia Jacobs will allerdings herausgefunden haben, dass Eichhörnchen beim Verstecken durchaus systematisch und nicht wahllos vorgehen. 

Dabei legen sie für jede Nussart ein eigenes Lager an. Das soll dann dabei helfen, die Verstecke später wieder aufzuspüren. Und – natürlich – auch hier können wir von den Eichhörnchen lernen: 

Es kann zum Beispiel sein, dass sich im Laufe der Jahre eine Vielzahl von Anlageprodukten im eigenen Depot angesammelt haben. Dann sollten wir trotzdem stets den Überblick behalten. 

Eine Möglichkeit, damit dies gelingt, ist dass man Excel-Listen anfertigt, mit denen man sich einen schnellen Überblick über das gesamte Portfolio verschaffen kann. Das kann bspw. Dabei helfen, Klumpenrisiken zu erkennen oder Investments mit schlechter Rendite zu identifizieren.

PS: Das Titelbild ist in Griechenland enstanden.

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