Geldanlage und Vermögensaufbau

Finanzielle Ziele klar definiert

Wie kann man finanzielle Ziele definieren? Was sind gängige Ziele bei der Geldanlage und dem Vermögensaufbau? Welche Fallstricke lauern bei der Formulierung Deiner finanziellen Ziele?

Hier geht es zum Podcast:

Wenn man den langfristigen Vermögensaufbau anstrebt, dann muss man viele Dinge berücksichtigen. 

Ein zentrales Thema ist zum Beispiel der richtige Umgang mit Deinem Geld. Ein Stichwort dazu ist der Sinnspruch, dass Vermögen auf der Ausgabenseite gemacht werden.

Es ist also sinnvoll, dass Du ein klares Verständnis über Deine finanzielle Situation, Deine Einnahmen und Deine Ausgaben hast. Das betrifft auch Dein Konsumverhalten oder wie Du sparst, darüber habe ich zum Beispiel in Folge 36 gesprochen.

Und wenn Du mit Deinem Geld sorgsam umgehst und Du jeden Monat sparst, dann ist natürlich die Frage, wie Du das Geld möglichst sinnvoll anlegst, damit es sich mit der in Folge 11 besprochenen wunderbaren Kraft des Zinseszins vermehren kann. 

Denkbar wäre bspw., dass Du es passiv mit ETFs investierst. 

Kurz zur Erinnerung: ETF steht für Exchange Traded Fund oder auch an der Börse gehandelter Fonds. Ein ETF bildet meist einen Aktienindex wie den DAX oder den Dow Jones ab und er enthält oft viele 100 oder 1000 Aktien. 

ETFs sind kostengünstig, sie bedeuten wenig Aufwand und Du kannst sehr einfach ein breitgestreutes Portfolio erstellen. Weitere Details über das Investieren mit ETFs kannst Du in Folge 21 und Folge 22 nachhören.

Und das alles, also der richtige Umgang mit Geld, Verständnis Deiner finanziellen Situation und das Sparen und Investieren, das sind alles sehr wichtige Themen. 

Aber ganz am Anfang steht eine grundsätzliche Frage:

  • Warum das Ganze?
  • Warum möchte ich überhaupt mit dem Vermögensaufbau beginnen?
  • Was möchte ich erreichen?
  • Was ist mein Ziel?

Dass man sich seiner finanziellen Ziele bewusst sein sollte, das mag für manche wie eine Binse klingen. 

Die Wahrheit ist aber, dass viele Menschen dies für Fragen der Geldanlage oder für die Planung der finanziellen Zukunft nicht hinreichend tun. Wie in früheren Folgen dieses Podcasts bereits erläutert, ist die Beschäftigung mit den eigenen Finanzen auch eine Selbsterfahrung, eine Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen, aber auch den Möglichkeiten und den Grenzen. 

  • Planst Du eine größere Anschaffung?
  • Wie möchtest Du zukünftig leben?
  • Was ist Deine berufliche Situation – jetzt und perspektivisch?
  • Stehst Du finanziell solide da oder lauern in Zukunft hohe Kosten, die Du irgendwie schultern musst? 

So, wie es unterschiedliche Lebensentwürfe gibt, kann es ebenso individuell unterschiedliche Lebensumstände geben. Und Deine Ziele müssen damit im Einklang sein. 

Finanzielle Ziele betreffen oft das Erreichen von Wohlstand

Es gibt ebenso sehr unterschiedliche Gründe, um Wohlstand anzustreben. Einige Menschen wollen sich schöne Dinge kaufen oder besondere Reisen unternehmen.

Jemand anders verfolgt den Traum einer Immobilie. Das bedeutet in der Regel einerseits, Vermögen anzusparen und dann einen Großteil der Immobilie mit einem Kredit zu finanzieren. Weitere Details kannst Du in Folge 43 über Immobilienfinanzierung nachhören.

Ein finanzielles Ziel kann ebenfalls sein, den eigenen Kindern einen möglichst guten Start ins Berufsleben zu ermöglichen. Das könnten zum Beispiel die Kosten eines Studiums sein. Hier könnte man frühzeitig kalkulieren, was benötigt wird, um dann entsprechend zu planen und darauf hin zu sparen.

Es kommt ebenso vor, dass Menschen Geld um seiner selbst willen anhäufen möchten. Also wenn ich im Prinzip genügend Geld für meinen Lebensstandard habe, zum Beispiel durch meine Arbeit. Dann kann es trotzdem sein, dass ich gerne mehr hätte. Und das ist absolut legitim. 

Geld als Selbstzweck birgt aber auch die Gefahr riskanter Anlagen

Man sieht immer wieder, dass recht vermögende Menschen Opfer von Betrügern werden, die ihnen irgendwelche Traumrenditen versprechen. Von daher könnte es für manche wohlhabende Menschen sinnvoll sein, statt die Energie in eine weitere Geldvermehrung einzusetzen, mit dem bereits vorhandenen Vermögen ein genussvolles Leben zu führen.

Ich nehme das Geld, das ich habe und ich leiste mir Genuss. Das muss ja nicht heißen, dass man es verprasst.

Bei vermögenden Menschen ist ein ebenfalls häufiges Ziel der Vermögenserhalt, also gar nicht die Vermehrung des eigenen Geldes. Darüber hatte ich in Folge 21 über die Kunst ein Vermögen zu erhalten gesprochen.

Kurzum: So wie unsere Lebensentwürfe können auch unsere finanziellen Ziele individuell sehr unterschiedlich sein. Das ist zu vielfältig, um hier jeden Aspekt zu vertiefen. 

Es gibt aber einen Punkt, den ich gerne etwas vertiefen möchte: Das ist das Thema Sicherheit oder auch Unabhängigkeit, ein ebenfalls häufiges Motiv für den Vermögensaufbau.

Unabhängigkeit als finanzielles Ziel

Unabhängigkeit betrifft häufig den Wunsch nach einer stärkeren Kontrolle über die eigene Zeit. Darüber hatte ich in Folge 35 Zeit ist Geld gesprochen. Doch was ist das überhaupt, Unabhängigkeit?

Wirkliche finanzielle Unabhängigkeit hat man erreicht, wenn man aus seinem Vermögen Einnahmen generieren kann, die die eigenen Ausgaben übersteigen. Das können zum Beispiel Mieteinnahmen sein, Zinsen oder auch Dividenden. 

Man ist also unabhängig von staatlichen Zuwendungen oder von einem Gehalt. Darüber hatte ich in Folge 57 über finanzielle Freiheit und die FIRE-Bewegung gesprochen. 

Der Vollständigkeit halber zur Einordnung: wirklich finanziell unabhängig zu sein, also seine kompletten Ausgaben aus Dividenden etc. zu generieren, das ist schon wirklich herausfordernd und für viele Menschen wohl eher nicht zu erreichen. 

Doch egal welches Motiv nun konkret dem Wunsch nach Wohlstand zugrundeliegt, ob man nun finanzielle Unabhängigkeit anstrebt, ob man einen hohen Betrag für eine Anschaffung benötigt oder ob man einfach so viel Geld haben oder eher grundsätzlich den Vermögensaufbau angehen möchte: 

Für viele Menschen stellt sich die Frage, nach der Höhe des angestrebten Betrags. 

Oft hat man dann eine konkrete Zahl vor Augen, die man gerne erreichen würde. Ob realistisch zu erreichen oder auch nicht: Ein Klassiker ist eine Million Euro.

Also, damit es da kein Missverständnis gibt: Eine Milion Euro ist für viele Menschen nicht oder nur schwer zu erreichen, aber es ist nunmal ein oft formuliertes Ziel oder ein oft formulierter Wunschbetrag. 

Der Autor Morgan Housel hat dazu in seinem Buch „Die Psychologie des Geldes” geschrieben, dass wenn die meisten Leute sagen, dass sie Millionär werden wollen, dann meinen sie eher: ‚Ich möchte eine Million Dollar ausgeben.‘ Und das wäre nun eher das Gegenteil davon, Millionär zu sein.

Um ein Vermögen aufzubauen, sollte man sparsam sein und seine Kosten im Griff haben. Man sollte nicht zu viel Geld ausgeben, auch wenn man auf einmal mehr Geld zur Verfügung hat. Stichwort “Die Lifestyle-Falle” aus Folge 12.

Und bei der Definition des eigenen Vermögensziels ist es ratsam, sich nicht auf eine konkrete Zahl zu fixieren, sondern auf das zugrundeliegende Ziel zu fokussieren.

Angenommen, mein Ziel ist, dass ich in ein paar Jahren beruflich etwas kürzer treten werde. 

Und ein Teil meines bisherigen Gehalts soll dann durch zum Beispiel Dividenden getragen werden. Dann benötige ich ein gewisses Vermögen, um diese Dividende zu generieren.

Mein Ziel könnte ich nun so formulieren, dass ich in Zukunft weniger arbeite und stattdessen mehr Zeit für ein bestimmtes Hobby habe. Und den entsprechenden Gehaltsanteil möchte ich aus meinem Vermögen finanzieren. 

Anders ausgedrückt: Es kommt gar nicht so sehr auf die Höhe des Vermögens an, sondern darauf, welches Ziel man eigentlich beabsichtigt. 

Und das Vermögen kann dabei helfen, das Ziel zu erreichen. Wohlstand sollte kein Selbstzweck sein, sondern Mittel zum Zweck. Das möchte ich einmal an einem praktischen Beispiel beleuchten.

Das finanzielle Ziel und die 4%-Regel

In Folge 57 habe ich über die 4%-Regel gesprochen. Nochmal zur Erinnerung: Nach der 4%-Regel sollte man das 25-Fache seiner jährlichen Ausgaben ansparen und breit investieren, zum Beispiel in ETFs. Und dann könne man pro Jahr 4 Prozent des investierten Vermögens entnehmen und das Vermögen wird nicht aufgebraucht. 

Soweit die Theorie, ich persönlich sehe die 4%-Regel etwas kritisch. 

Gehen wir etwas konservativer ran und sagen, dass man anstatt 4% nur 3% des Vermögens entnimmt. Und nehmen wir an, eine Person möchte perspektivisch zusätzlich zum Einkommen jeden Monat 1.000 € zur Verfügung haben, also 12.000 € im Jahr. Dieser Betrag soll aus der Rendite des Vermögens erwirtschaftet werden. Wenn 12.000 € nun 3% des Vermögens sein sollen, dann läge der Zielbetrag des Vermögens bei 12.000 / 0,03 bzw. 3% also 400.000 €.

Doch wie zuvor erläutert, sollte sich die Person nun nicht auf das Erreichen von 400.000 € fokussieren bzw. diesen Wert als Ziel ausrufen. Der Blog The Rational Walk weist zudem darauf hin, dass wir über die Zukunft reden.

Und mit Blick auf die Inflation wird zu einem späteren Zeitpunkt womöglich ein deutlich höherer Betrag benötigt. Also die Kalkulation “wenn ich pro Monat 1.000 € Rendite benötige und dafür brauche ich ein Vermögen von 400.000 € ”, das geht vielleicht nicht mehr auf

Selbst wenn man hierfür den von den Notenbanken angestrebten Inflationswert von 2% pro Jahr in seinen Berechnungen berücksichtigt hat, kann die Inflation auch deutlich höher ausfallen. Das konnte man in den letzten Jahren zum Beispiel an den steigenden Ausgaben für Energie oder Lebensmittel sehen.

Und natürlich ist eine Entnahme von 3% konservativer als die ursprüngliche 4%-Regel. Doch ist das konservativ genug? Mit Blick auf die historische langfristige Rendite kommt das hin. Aber wenn sich die Märkte für vielleicht ein Jahrzehnt mal seitwärts bewegen sollten, dann stellt sich die Frage, ob das noch aufgeht und ob man vielleicht besser nur 2% im Jahr entnehmen sollte.

Was gilt es bei finanziellen Zielen sonst noch zu beachten? Wie sollte man ein Ziel definieren?

Wenn man ein Ziel formuliert, dann kann die sogenannte SMART-Formel hilfreich sein, die auf den bekannten Managementforscher Peter Drucker zurückgeht.

SMART ist ein Akronym und steht für 

  • SPEZIFISCH: Ziele sollten möglichst präzise formuliert werden.
  • Ziele sollten MESSBAR sein. Ich muss mir also überlegen, nach welchen Kriterien ich die Zielerreichung messen kann.
  • A steht für ACHIEVABLE auf Deutsch erreichbar. Das meint die Frage: Ist das Ziel für mich überhaupt realisierbar oder ist das unrealistisch?
  • Ist das Ziel RELEVANT? Also für mich, meine Lebensumstände, Pläne, Wünsche und Bedürfnisse.
  • Bleibt noch T wie TIME-BOUND, auf Deutsch zeitgebunden oder terminiert. Das meint die Frage: Ist das Ziel mit einem klaren Datum oder spezifischen Zeitrahmen versehen?

In Folge 6 über Instant Gratification habe ich darüber gesprochen, dass es hilfreich sein kann, große Ziele in kleinere aufzuteilen. Die kleineren Ziele sind dann wie Meilensteine auf dem Weg zum großen Ziel. Das kann die Ziele greifbarer machen und motivierend wirken.Und mit jedem erreichten Meilenstein könnte man sich auch etwas belohnen, wobei man da aufpassen muss.

Um im Beispiel von eben zu bleiben: Das Ziel ist ein Betrag von 400.000 €, um bei 3% Entnahme 1.000 € im Monat zur Verfügung zu haben.

Wenn ich mich auf das absolute Vermögen fokussiere, dann besteht die Gefahr, dass ich mich nicht nur darüber freue, was ich bereits erreicht habe. Ich könnte der Versuchung erliegen, meine Ausgaben zu erhöhen. 

Weiter im Beispiel: Nach eifrigem Sparen und Investieren habe ich 100.000 € beisammen. Nun könnte ich sagen: Wow, 100.000 €, ein sechsstelliger Betrag, was für ein Meilenstein, den ich da erreicht habe. Und dann könnte ich mich dazu verleiten lassen, eine größere Anschaffung zu tätigen, was mich in meinem Vorhaben zurückwirft. 

Wenn ich hingegen die bereits erreichte Entnahme fokussiere, dann habe ich einen anderen Blick. 100.000 € sind bereits angespart. Das entspricht bei 3% Entnahme 250 €. Für mein Ziel der geringeren Arbeitszeit benötige ich aber 1.000 € im Monat. 

Das Erreichen des 1. Viertels meiner monatlichen Entnahme nehme ich eher zufrieden zur Kenntnis oder ich belohne mich für das Erreichen des Meilensteins mit einem Abendessen. Ich erkenne aber an, dass ich noch ein gutes Stück Weg vor mir habe. 250 € sind toll, aber mir fehlen ¾ also 750 € pro Monat zum Erreichen meines Ziels.

Abschließend lässt sich über finanzielle Ziele sagen:

Das Erreichen eines finanziellen Ziels verlangt es, aktuelle Bedürfnisse zugunsten zukünftiger Belohnungen zurückzustellen, Stichwort Delayed Gratification aus Folge 6 über Instant Gratification.

Wie quasi alle Finanzfragen, sind auch finanzielle Ziele zutiefst individuell. Deswegen sollten sie wohlüberlegt und mit Bedacht formuliert werden.

Einmal definiert benötigt man einen Plan, wie man sein Ziel am besten erreicht. Weitere Details dazu kannst Du auch nochmal in Folge 45 über Neujahrsvorsätze für Dein Geld nachhören.

PS: Das Titelbild ist in Portugal entstanden.

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