Geldanlage und Vermögensaufbau

Das Einmaleins des Börsenhandels

Das Einmaleins des Börsenhandels. Warum dieses Thema? In diesem Blog bzw. Podcast beschäftige ich mich öfters mit sehr grundlegenden Dinge zur Geldanlage. Über Sparquote und Sparrate erhöhen aus Folge 36. Oder auch über psychologische Phänomene, zum Beispiel Autoritätsgläubigkeit aus Folge 5.

Ich erhalte ebenfalls viele Rückmeldungen von Hörerinnen und Hörern über ganz anwendungsnahe Themen, zum Beispiel in Bezug auf das Investieren in Einzelaktien. Und eine Frage, die mich immer wieder erreicht, betrifft ganz grundsätzlich den Handel mit Aktien und in diesem Zusammenhang die Bedeutung der verschiedenen Begriffe. 

Da geht es dann um Dinge wie die Handelsplätze. Dann ist da die Frage der Kosten, die beim Aktienhandel auf einen zukommen. Und dann gibt es verschiedene Begriffe bei der tatsächlichen Platzierung der Order, also wenn man einen Auftrag zum Kauf oder Verkauf einer Aktie ausführt. Das sind Begriffe wie Stop-Loss, Fill or Kill oder auch Trailing Stop. Diesen Dingen, werde ich in dieser Folge etwas auf den Zahn fühlen. 

Und zur Einordnung: All diese Aspekte sind nicht exklusiv für Aktien, sondern sie gelten in der Regel ebenso für den Handel mit ETFs. Ich werde mich in dieser Folge der Einfachheit halber immer auf Aktien beziehen.

Hier geht es zum Podcast:

Starten wir mit den Handelsplätzen: Wie und wo kann man Aktien kaufen und verkaufen?

Zunächst benötigst Du ein Depot, das Du zum Beispiel bei einem der zahlreichen Online-Broker eröffnen kannst. Darüber hatte ich in Folge 1 über die ersten Schritte der Geldanlage gesprochen. Und wenn Du Dein Depot hast, dann stehen Dir üblicherweise verschiedene Handelsplätze zur Verfügung.

Ganz allgemein wird zwischen dem Börsenhandel und dem Direkthandel unterschieden.

  • Beim Börsenhandel kaufst bzw. verkaufst Du eine Aktie über eine der zahlreichen Börsen, also zum Beispiel in Frankfurt. Die Börse ist dann quasi ein Vermittler des Geschäfts zwischen Käufer und Verkäufer.
  • Beim Direkthandel oder auch dem außerbörslichen Handel gehst Du das Geschäft direkt mit einer Bank oder einem Wertpapierhandelshaus ein, also Du gehst nicht den Umweg über die Börse, sondern Du kaufst bspw. Eine Aktie direkt von einer Bank.

Wenn man jetzt keine exotischen Wertpapiere handeln möchte, dann bietet sich meist der außerbörsliche Handel an. Die Aktienkurse entsprechen meist den Kursen an den gängigen Börsenplätzen und werden ebenso laufend aktualisiert. Wobei es sich anbieten kann, jeweils zu prüfen, ob es zwischen den verschiedenen Handelsplätzen größere Kursabweichungen gibt.  

Und der Direkthandel ist häufig günstiger als der Handel über eine Börse. Zudem bieten viele Depots bei ausgewählten Direkthändlern auch besondere Konditionen an. 

Ein weiterer Unterschied zwischen Börsen und dem außerbörslichen Handel sind die Handelszeiten.

Bei deutschen Börsen gilt die sogenannte Kernhandelszeit, das ist montags bis freitags von 09:00 bis 17:30 Uhr, jedenfalls sofern kein Börsenfeiertag ist. Im Direkthandel kann man in der Regel montags bis freitags von 8:00 bis 22:00 Uhr handeln. 

Es kann gleichwohl auch empfehlenswert sein, auch im Direkthandel erst zu kaufen und verkaufen, wenn die Börsen geöffnet haben. So hat man eine bessere Vergleichbarkeit der angebotenen Kurse bei den verschiedenen Börsen bzw. Handelsplattformen.

Damit kommen wir zu den Kosten, die beim Handel mit Aktien auf Dich zukommen.

Kosten drücken die Rendite und sind somit bei der Geldanlage nicht zu unterschätzen. 

Und Kosten können besonders bei kleineren Anlagebeträgen ins Gewicht fallen, wenn die Kosten im Verhältnis zur angelegten Summe vergleichsweise hoch sind. Dies kann auch bei relativ kostengünstigen Direktbanken der Fall sein, da gilt es genau hinzusehen.

Deswegen ist da bereits die Auswahl des richtigen Depots ganz wesentlich. Je nach Bank und Broker können die Kosten sehr unterschiedlich sein, das betrifft sowohl laufende Gebühren aber eben auch Kosten, die beim Wertpapierhandel entstehen.

Da wären einerseits die Ordergebühren. Das ist eine Gebühr, die bei jedem Kauf oder Verkauf anfällt und die kann je nach Depotanbieter sehr unterschiedlich ausfallen. Direktbanken berechnen die Ordergebühren in der Regel pauschal oder gedeckelt. Oft sind dort sogar Order ohne Gebühren möglich. Dagegen steigen die Gebühren bei Filialbanken oft mit der Höhe der Order.

Manche Anbieter bieten hier auch sehr günstige Konditionen für die Ausführung von Sparplänen an. 

Auch die Handelsplatzgebühr fällt bei jedem Kauf bzw. Verkauf an. Und die kann je nach Handelsplatz bei verschiedenen Depotanbietern unterschiedlich hoch ausfallen. Manche Anbieter weisen die nicht sehr transparent aus, aber vereinfacht lässt sich sagen, dass zum Beispiel der Handel an ausländischen Börsen tendenziell teurer ist. 

Kommen wir zu den wichtigsten Order-Begriffen:

  • Stop-Loss
  • Trailing-Stop
  • Limit
  • Und Fill or Kill

Über Stop-Loss-Orders hatte ich bereits in Folge 2 Bärenmarkt und Börsenbeben gesprochen.

Stop-Loss-Orders werden zum Beispiel dafür genutzt, um erzielte Gewinne abzusichern oder mögliche Verluste zu begrenzen. Mit einer Stop-Loss-Order wird automatisch der Verkauf eines Wertpapiers ausgelöst, wenn der von Dir zuvor festgelegte Preis in einem von Dir definierten Zeitraum erreicht bzw. durchbrochen wird. 

Also ganz praktisch: Du kaufst eine Aktie für 100 €. Und dann erreicht die Aktie einen Kurs von 120 €, Du bist also 20% im Plus. Dann könntest Du einen Stop-Loss bei z.B. 118 € setzen. Das bedeutet: Wenn der Kurs 118 € erreicht, dann wird der Verkauf der Aktie ausgelöst und Du hättest einen Großteil Deiner Gewinne gesichert. 

Du könntest auch einen Stop-Loss bei z.B. 90 € setzen und damit sicherstellen, dass Dein Verlust bei einem Verkauf der Aktie zu 100 € auf 10% begrenzt ist. 

Ich persönlich sehe Stop-Loss eher kritisch, weil Kursschwankungen können heftig ausfallen und da will ich als langfristig denkender Anleger für eine kurzfristige Preisschwankung nicht den Verkauf eines Wertpapiers riskieren bzw. anstoßen. 

Das kann dann besonders ärgerlich sein, wenn sich der Kurs kurz darauf wieder erholt.

Und wenn ein Kurs sehr schnell fällt, dann kann der tatsächliche Verkaufspreis deutlich tiefer sein, als die gesetzte Stop-Loss-Marke. Denn der Stop-Loss löst nur den Verkaufsprozess aus. Es kann aber auch etwas dauern, bis die Transaktion getätigt wird. 

Zudem würde ich unterstellen, dass ich den Markt schlagen kann, wenn ich nur die richtigen Ein- und Ausstiegspunkte finde, dass ich abschätzen kann, wie sich die Kurse entwickeln. Doch das kann ich nicht. 

Und in der Vergangenheit gab es vergleichsweise wenige Tage, an denen es an der Börse stark bergauf ging. Das Risiko ist also hoch, dass ich beim Verkauf den rechtzeitigen Wiedereinstieg verpasse und in Summe eine sehr dürftige Rendite generiere.

Zudem besteht die Schwierigkeit auch darin, einen sinnvollen Stop-Loss-Kurs zu setzen. Liegt dieser zu Nahe beim aktuellen Kurs, kann schon bei einer leichten Schwankung ein Verkauf erfolgen. Liegt der Kurs hingegen zu niedrig, dann fährt man eventuell große Verluste ein. 

Eventuell sollte man sich fragen, einen wie hohen Verlust man bereit ist zu tragen und ab welcher prozentualen Verlustmarke die Reißleine gezogen werden sollte. Dies kann gerade bei Einzelaktien sinnvoll sein. Bei langfristigen Anlagen in ETFs hingegen könnte es besser sein, Verlustperioden auszusitzen und sogar eine kurzfristige Kursschwäche für weitere Käufe zu nutzen .

Meiner Meinung nach gibt es eine Ausnahme, wann Stop-Loss-Orders wirklich sinnvoll sein können, nämlich wenn sich der eigene Zeitrahmen ändert. Angenommen, ich bin in Aktien investiert und ich möchte perspektivisch an mein Geld ran. Dann können Stop-Loss-Orders ein Weg sein, zunächst noch am Aktienmarkt aktiv zu sein, die Gewinne abzusichern und diese Gewinne sukzessive durch einen Verkauf der eigenen Aktien zu realisieren.

Ein Trailing Stop Loss ist eine Art Unterkategorie der Stop-Loss-Order.

Dabei wählt man einen prozentualen oder absoluten Differenzwert zum aktuellen Börsenkurs. Der Unterschied ist, dass dieser Wert dynamisch ist und er sich mit dem Börsenkurs verändert.

Nochmal das Beispiel: Kauf einer Aktie für 100 €, der Kurs klettert auf 120 €, Du bist also 20% im Plus. Du könntest nun einen absoluten Trailing Stop Loss mit 5 € Abstand setzen. Bei 120 € Aktienkurs wird der Verkauf ausgelöst, wenn die Aktie um 5 € fällt. Angenommen der Aktienkurs klettert aber auf 125 €, dann wäre der neue Wert, zu dem der Verkauf ausgelöst wird, bei 120 €. 

Du könntest auch eine prozentuale Absicherung machen, zum Beispiel 10%. Also wenn die Aktie von 120 € um 10% auf 108 € fällt, wird der Verkauf ausgelöst. Wenn die Aktie wiederum auf 125 € klettert, wird der Verkauf erst bei 112,50 € ausgelöst. 

Die Idee des Trailing Stop Loss ist es, dass man aktuelle Kursgewinne absichert. Das könnte zum Beispiel relevant sein, wenn sich wie erwähnt der eigene Zeitrahmen ändert und man Gewinne mitnehmen möchte. Und das hat im Vergleich zum normalen Stop-Loss den Vorteil, dass die Barriere nicht manuell angepasst werden muss. 

Neben dem Trailing-Stop-Loss gibt es auch weitere Varianten von Stop-Ordern, zum Beispiel die Stop-Buy-Order.

Dabei wird eine Aktie gekauft, sobald ein zuvor festgesetzter Kurs überschritten wird. Das klingt etwas komisch, da man in der Regel eine Aktie eher zu einem günstigen Preis kaufen möchte. 

Manche Anleger nutzen die Stop-Buy-Order zum Beispiel bei der technischen Analyse, also in der Annahme, dass ab einem bestimmten Aktienkurs ein technischer Widerstand für eine weitere Aufwärtsbewegung durchbrochen wird. Das ist aber schon sehr speziell und für die meisten Anleger eher nicht relevant, zumal wenn man langfristig orientiert investiert. 

Beim Aktienkauf deutlich gängiger ist die sogenannte Limit-Order. Und die ist quasi das Äquivalent zur Stop-Loss-Order beim Kauf einer Aktie. Dabei definiere ich den höchsten Aktienkurs, zu dem eine bestimmte Anzahl an Aktien in einem bestimmten Zeitraum gekauft werden soll. Also sobald der Aktienkurs dem gesetzten Limit entspricht oder darunter liegt, soll der Kaufauftrag ausgeführt werden. 

Man kann auch bei Verkäufen eine Limitorder machen. Dann legt man fest, welcher Verkaufspreis nicht unterschritten werden soll. 

Limits sind gerade bei wenig gehandelten Aktien wichtig, da hier auch einzelne größere Orders eines anderen Käufers bzw. Verkäufers den Kurs schon deutlich beeinflussen können. Und bei Limits kann es sinnvoll sein, die Order über einen längeren Zeitraum laufen zu lassen, also zum Beispiel einige Wochen oder sogar Monate.

Und wie auch bei der Stop-Order gibt es bei Limit-Orders verschiedene Varianten, die interessant sein können, aber oft eher spezielle Szenarien betreffen und für viele Anleger nicht unbedingt relevant sind.

Bei vielen Brokern kann man bei einer Order auch den Zusatz Fill-or-Kill ergänzen.

Fill-or-Kill bedeutet auf Deutsch so viel wie “Erfülle oder Lösche”. Das meint, dass der Auftrag nur ausgeführt wird, wenn er unmittelbar und vollständig ausgeführt werden kann. 

Also angenommen, Du möchtest 100 Stück einer Aktie erwerben, es werden aktuell aber nur 80 Aktien angeboten, dann würde der Auftrag mit Fill-or-Kill nicht ausgeführt und wieder aus dem Orderbuch deines Depotanbieters gelöscht werden.

Es kann aber trotz Fill-or-Kill passieren, dass die Ausführung in mehreren Teilen stattfindet, sodass man die Aktie von verschiedenen Verkäufern zu möglicherweise auch unterschiedlichen Preisen erwirbt.

Fill-or-Kill findet zum Beispiel Anwendung, wenn eine große Menge Aktien gehandelt wird und ist für die meisten Privatanleger eher nicht relevant.

Abschließend lässt sich über das Einmaleins des Börsenhandels sagen:

Der Handel an der Börse ist wie schon öfters in diesem Podcast besprochen kein Hexenwerk. 

Im Normalfall können viele Anlegerinnen und Anleger einfache Market-Orders im Direkthandel durchführen. Market-Order heißt, dass ein Geschäft zum nächstmöglichen Preis ausgeführt wird, also ohne eine definierte Ober- und Untergrenze des Aktienkurses. 

Bei Kaufaufträgen sagt man dazu auch “billigst”, bei Verkaufsaufträgen “bestens”. Und das ist für Privatanleger meist auch unproblematisch, wenn man sehr liquide, also in großer Stückzahl gehandelte Wertpapiere kauft und verkauft. Man gibt beim Depotanbieter das Wertpapier an, definiert die Stückzahl, bekommt einen Preis angezeigt und klickt auf Kaufen bzw. Verkaufen. Das ist in der Regel absolut ausreichend.

Wenn man sich aber etwas abseits bewegt, wenn man große Börsengeschäfte tätigt, wenn man auf ausländischen Börsen unterwegs ist, mit eher exotischen Wertpapieren oder Aktien kleinerer Unternehmen handelt, dann kann es durchaus sinnvoll sein, sich nochmal tiefer mit den Gebühren aber auch den zusätzlichen Handelsarten zu beschäftigen. 

Dann ergibt es durchaus Sinn, bei Käufen und Verkäufen mit Preisgrenzen zu arbeiten, um nur zu definierten Höchstkursen zu kaufen oder zu Mindestkursen zu verkaufen.

PS: Das Titelbild ist in Portugal enstanden.

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