Geldanlage und Vermögensaufbau

Passives Investieren mit ETFs – Wissenswertes und Tipps

Vermögensaufbau

In der letzten Ausgabe über passives Investieren mit ETFs schrieb ich bereits über die Vorteile von ETFs gegenüber aktiven Fonds und was Du als Anlegerin oder Anleger beim Investieren in ETFs beachten solltest.

Heute werde ich weitere Details über die Zusammensetzung von ETFs darlegen und ich spreche über ein paar Besonderheiten, die uns in der Welt der ETFs begegnen. 

Hier kannst Du den Podcast anhören und kostenlos abonnieren:

 

Zum Start eine Anekdote über passives Investieren mit ETFs von Warren Buffett

Es war das Jahr 2008, während der Jahreshauptversammlung von Berkshire Hathaway. Das ist die Investmentgesellschaft von Warren Buffett, bei der jener gemeinsam mit seinem Kompagnon Charlie Munger traditionsgemäß umfassend Fragen der Investoren-Community beantwortet.

Und da trat der Autor Tim Ferriss vors Mikrofon und er stellte den beiden die Frage: 

Nehmen wir an, Ihr wärt wieder 30 Jahre alt und Ihr würdet mit kleineren Summen investieren. Ihr habt einen Vollzeitjob, könnt also nicht in Vollzeit investieren. Ihr könnt Eure Ausgaben decken, habt keine finanziellen Abhängigkeiten und für 18 Monate genügend Geld auf der hohen Kante. Was würdet Ihr machen? Wie würdet Ihr investieren?

Die Frage erntete zunächst etwas Gelächter vom Publikum, doch Buffett und Munger gingen voll darauf ein.

Buffett sagte, dass er sein Geld wahrscheinlich komplett in kostengünstige Indexfonds investieren würde. Und dann würde er diese Fonds langfristig liegen lassen und sich zurück an seine eigentliche Arbeit machen. 

Charlie Munger fuhr fort, dass es nur sehr wenige erfolgreiche professionelle Investoren gibt. Und wenn es keinen rationalen oder vernünftigen Grund dafür gibt, dass Du ein wirklich fähiger Investor sein kannst, dann solltest Du Dich auf ein Finanzprodukt wie einen Indexfonds besinnen. 

Buffett ergänzte, dass einem wohl niemand einen solchen Rat geben wird, da niemand mit einem solchen Rat Geld verdient. Stattdessen werden Dir viele Leute erzählen, wie großartig sie sind und was für Traumrenditen sie für Dich erreichen können. Aber das werden sie in den meisten Fällen schlicht nicht. 

Wenn Du stattdessen diesen Rat folgst, dann wirst Du über einen Zeitraum von 30-40 Jahren eine anständige Rendite erwirtschaften. 

Die Anekdote unterstreicht Buffetts Sicht, warum passives Investieren mit ETFs in der Regel dem aktiven Investieren vorzuziehen ist. 

Nun gibt es bei ETFs einen Sonderfall, nämlich sogenannte aktive ETFs. 

Der Begriff mag etwas verwundern und widersprüchlich klingen. Schließlich habe ich in der letzten Folge noch dargelegt, dass ETFs gerade für das passive Investieren stehen. 

Bei einem aktiven ETF entscheidet wie bei einem aktiven Fonds ein Fondsmanager darüber, in welche Aktien investiert wird. Es wird also nicht einfach ein Index wie der DAX oder der MSCI World nachgebildet. 

Diese aktive Auswahl kann einerseits geschehen, indem der Fondsmanager selbst einen Index erstellt. Ein fiktives Beispiel wäre ein Index namens “Dividenden Champions”, der Unternehmen enthält, die über einen langen Zeitraum eine besonders hohe Dividende gezahlt haben. 

Eine andere Möglichkeit der aktiven Auswahl ist, dass der Fondsmanager einen bestehenden Index nimmt und diesen nach eigenen Kriterien mehr oder weniger stark anpasst. 

Ein solcher aktiver ETF hat dann womöglich ähnlich niedrige Kosten wie ein klassischer ETF. Aber ansonsten sind die Merkmale sehr vergleichbar mit denen eines aktiv gemanagten Fonds. 

Also die Performance ist zum Beispiel abhängig von den Fähigkeiten und den Entscheidungen des Fondsmanagers. Damit stellt sich dann ebenfalls die Frage, ob dieser aktive ETF eine bessere Rendite als klassische ETFs erzielen wird, die etablierte Indizes replizieren. 

Das zeigt sich erst im langfristigen Zeitverlauf. Die meisten dieser aktiven ETFs sind allerdings noch recht neu am Markt, sodass die langfristige Bewertung noch aussteht. 

Ich persönlich bin ein großer Freund vom passiven Investieren mit ETFs, aber ich sehe keinen wirklichen Vorteil bei aktiven ETFs. Und ich würde sehr genau hingucken, inwieweit ein solcher aktiver ETF nicht in erster Linie cleveres Marketing ist, um vom ETF-Hype zu profitieren. 

Das mag im Einzelfall anders sein, aber es könnte durchaus sein, dass man als Anleger letztlich einen aktiven Fonds unter dem Deckmantel eines ETFs kaufen würde.

Es gibt auch kritische Stimmen zum passiven Investieren mit ETFs

Manche sagen: Ja, passives Investieren mit ETFs ist ja eine nette Sache. Aber für den Markt wäre es insgesamt gefährlich, wenn zu viele Investoren nicht mehr aktiv investieren, sondern ihr Geld nur in ETFs anlegen. 

Die Überlegung ist, dass aktive Investoren ein am Markt wichtiges Korrektiv sind. 

Vereinfacht gesagt meint das: Wenn der Aktienkurs eines Unternehmens sehr stark steigt, viel stärker als es vielleicht gerechtfertigt ist, dann wirken aktive Investoren als Gegengewicht. 

Wenn sie den Preis einer Aktie als zu hoch ansehen, dann verkaufen sie die Aktie oder wetten auf fallende Kurse. Und umgekehrt kaufen sie eine Aktie, wenn sie deren Preis als ungerechtfertigt sehr niedrig einschätzen.

Also durch aktive Investoren werden “falsche” Preise ausgeglichen.

Das ist für das Funktionieren der Börse essentiell, da Aktienkurse letztlich die Zahlungsbereitschaft aller Marktteilnehmer repräsentieren. 

Passive Investoren wiederum sind kein Korrektiv, sie drücken ihre Zahlungsbereitschaft gar nicht aus, da sie nicht aktiv einzelne Aktien kaufen oder verkaufen. 

Sie kaufen einfach den Markt und wenn eine Aktie eben vielleicht auch ungerechtfertigt stark gestiegen ist, dann ist sie auch in den Indizes und entsprechend in den ETFs höher gewichtet, wodurch sich der Trend verschärfen kann.

Also ja, theoretisch kann es für das Funktionieren des Marktes schädlich sein, wenn ETFs zu populär werden. Meiner Meinung nach ist das aber eher theoretisch. 

Auch wenn ETFs sich seit Jahren sehr großer Beliebtheit erfreuen, ist ihr Anteil am Aktienmarkt mit ca. 10% in Europa und 20% in den USA noch im Rahmen. 

In meinen Augen wird umgekehrt ein Schuh draus: Angenommen, der Aktienmarkt würde durch einen zu hohen Anteil ETFs weniger gut funktionieren und die Preisbildung der Aktienkurse wäre ineffizient bzw. Falsch, ja gerade dann würden sich für aktive Investoren großartige Möglichkeiten bieten. 

Also wenn das Korrektiv zu schwach wäre, dann wäre es finanziell besonders attraktiv, eben diese Rolle des Korrektivs auszufüllen. Und ich bin mir sicher, dass sich genügend finanzstarke Investoren finden würden, die diese Renditechance wittern und sich nicht entgehen lassen.

Ein ETF repliziert einen Index. 

Da schließt sich die Frage an, wie das in der Praxis funktioniert. Grundsätzlich wird bei ETFs zwischen der physischen und der synthetischen Replikation unterschieden. 

Bei der physischen Replikation investiert der ETF in die Werte des Index, also der Emittent des ETF, die Fondsgesellschaft kauft die zugrundeliegenden Aktien. 

Die synthetische Replikation ist etwas komplizierter. Vereinfacht gesagt investiert der ETF in Wertpapiere, die dem Index entstammen können, aber nicht müssen. Die eigentliche Rendite erzielt der ETF aber durch Tauschgeschäfte, sogenannte Swaps. Das heißt, der ETF zahlt die Rendite seiner Wertpapiere und im Gegenzug erhält er die Rendite des zugrundeliegenden Index. Somit ist gewährleistet, dass sich der ETF 1:1 wie der zugrundeliegende Index entwickelt. 

Während die physische Replikation nur mit Indizes auf Aktien und Anleihen funktioniert, können mit der synthetischen Replikation auch andere Indizes wie zum Beispiel auf Rohstoffe abgebildet werden. 

Es gibt auch Märkte, in die sich nur schwer direkt investieren lässt, zum Beispiel weil es Handelsrestriktionen gibt oder weil sie sehr illiquide sind, also der ETF kann die zugrundeliegenden Wertpapiere nur schwer oder gar nicht kaufen. Auch hier kann ein Swap-ETF die Lösung sein.

Die Frage ob, ein ETF besser physisch oder synthetisch repliziert, ist vielleicht auch etwas Geschmacksache. Für mich persönlich fühlt sich die physische Replikation im Regelfall irgendwie besser, transparenter an. 

Andererseits ist die synthetische Replikation präziser abgebildet und in manche Märkte oder Anlageformen kann man überhaupt nur mit synthetischer Replikation investieren. Zudem können ETFs mit synthetischer Replikation einen Steuervorteil bei Dividendenausschüttungen haben.

Wie verhält es sich beim passiven Investieren mit ETFs mit den Dividenden?

Also wie gehen ETFs mit Dividenden um? Hier gibt es zwei Varianten: Thesaurierend und ausschüttend. 

Thesaurierende ETFs schütten die Kapitalerträge nicht aus, sondern sie reinvestieren diese. Der Wert des ETFs steigt und langfristig kann hier der Zinseszins richtig schön arbeiten. 

Ausschüttend erinnert schon vom Begriff her an Dividenden, da diese ausgeschüttet werden. Und genau das passiert hier: Kapitalerträge werden an mich als Anleger ausgeschüttet, also mir wird Cash überwiesen. 

Diese Ausschüttungen sind steuerpflichtig, es werden also Abgeltungssteuer, Soli und gegebenenfalls Kirchensteuer abgezogen. Bei der Thesaurierung fallen ebenfalls Steuern an, auch wenn es zu keiner Bargeld-Auszahlung kommt. Das kann zum Beispiel über eine Vorabpauschale erfolgen.

Was ist nun besser, ausschüttende oder thesaurierende ETFs?

Das hängt einerseits von der persönlichen Situation ab. Für passives Investieren mit ETFs bei einer langfristigen Geldanlage ist thesaurierend durchaus charmant. Ich brauche nichts tun, das Geld wird automatisch investiert, mein Depot wächst und ich spare obendrein Transaktionskosten, die bei manuellem Invest anfallen würden.

Eine Ausschüttung wiederum könnte für mich relevant sein, wenn ich die Dividende anderweitig investieren möchte oder wenn ich das Bargeld benötige, sei es für eine Anschaffung oder um meine Ausgaben zu decken. 

Ein Fun Fact: Ob ein ETF ausschüttet oder thesauriert, das kannst Du bereits am Namen erkennen:

  • Thesaurierend bedeutet auf Englisch “accumulating”, entsprechend haben solche ETFs die Abkürfzung “Acc” im Namen. 
  • Umgekehrt ausschüttende Wertpapiere, die haben das Kürzel “Dis” für “distributing”.

Zum Abschluss noch ein Aspekt zur Sicherheit beim passiven Investieren mit ETFs. 

Anfang 2023 stellen sich manche Menschen wieder die Frage, was bei einer Pleite eines Finanzinstituts passiert, Stichwort Silicon Valley Bank und Credit Suisse. 

Dazu solltest Du wissen, dass das von Dir investierte Geld sowohl bei Deinem ETF-Anbieter als auch bei Deinem Broker als Sondervermögen gilt. 

Das bedeutet: Wenn die Fondsgesellschaft oder die Depotbank zahlungsunfähig wäre, dann ist das von Dir investierte Geld nicht Teil der Insolvenzmasse des betreffenden Finanzinstituts und somit vor den Ansprüchen von Gläubigern geschützt.

PS: Das Titelbild ist an der Costa Brava entstanden.

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