Geldanlage und Vermögensaufbau

Ein Plädoyer für finanzielle Zuversicht – Warum die finanzielle Perspektive trotz Sorgen um Inflation und Rezession gar nicht so schlecht ist

Vermögensaufbau Podcast

Wir leben in einer Zeit, die aus wirtschaftlicher und finanzieller Sicht herausfordernd ist, die Stichworte sind Inflation und Rezession, Probleme bei der Energiewende oder die Verwerfungen an den Börsen im Jahr 2022.

Und da kann es passieren, dass das Glas eher halb leer erscheint, dass sich Pessimismus breit macht und man das Gefühl hat, dass der weitere Ausblick düster ist. 

Um das direkt klarzustellen: Es gibt schlimme Katastrophen und es gibt große weltweite ungelöste Menschheitsprobleme wie Klima, Krieg und Hunger. Das will ich nicht schönreden und das will ich nicht kleinreden. Dieser Beitrag behandelt die finanzielle Perspektive. Die ist meiner Meinung nach gar nicht so schlecht, wie wir vielleicht manchmal meinen. Ich bin zuversichtlich, dass wir beim langfristigen Vermögensaufbau optimistisch in die Zukunft blicken können. 

Und darum geht es in dieser fast schon philosophischen Ausgabe: Warum sehen wir die Finanzwelt oft eher pessimistisch, ist das überhaupt gerechtfertigt, also: gibt es abseits von Gefühlen und Wahrnehmung harte Fakten, die diesen gefühlten Zustand untermauern und dann natürlich die Frage, was das für Dein Geld bedeutet und wie Du einem aufkommenden Finanz-Blues begegnen kannst.

Hier geht es zum Podcast:

Vor einiger Zeit wurde Menschen in verschiedenen Ländern die Frage gestellt: Glauben Sie, dass sich die Welt verbessert, dass sie gleich bleibt oder dass sie sich verschlechtert? Und quer über den Globus war die Antwort in allen Ländern gleich. Die Menschen waren der Meinung, dass sich die Welt verschlechtert. 

Das ist ja auch verständlich.

Seit einigen Jahren ist gefühlt Dauerkrise

Finanzkrise, Staatsschuldenkrise, Energiekrise, Corona-Pandemie, Klimakollaps, Krieg, Inflation und nun noch eine drohende Rezession. 

Das sind alles Begriffe, die uns jeden Tag in den Nachrichten verdeutlichen, dass die Menschheit mit zahlreichen, teils existenziellen Problemen hantieren muss. Das alles zeichnet schon ein ziemlich schwieriges Bild. Da erleben viele Menschen finanzielle Unsicherheit und vielleicht meinen sie: Das mit dem Sparen und Investieren, das ergibt doch sowieso keinen Sinn.

Um das unmissverständlich klarzustellen: Meine Botschaft ist nicht, dass jeder Millionär wird. Und selbstverständlich gibt es viele Menschen, die in einer schwierigen finanziellen Lage sind. Meine Intention ist es, dass wir trotz der dunklen Wolken nicht den Blick fürs Positive verlieren und dass wir für unsere Finanzen und die langfristige Geldanlage zuversichtlich sind. Es gibt Probleme. Aber für ein Engagement an der Börse und für den langfristigen Vermögensaufbau, sieht es vielleicht gar nicht so schlecht aus, wie es manchmal scheint. 

Wenn einem die finanzielle Situation Anfang 2023 schwierig vorkommt, also mit immer noch hoher Inflation und einer möglicherweise drohenden Rezession. Dann könnte es helfen, dass man weiter rauszoomt und einen längeren Zeitraum betrachtet. Denn da zeigt sich, dass die Menschheit ökonomisch gesehen einen ziemlich guten Lauf hat.

In den letzten zweihundert Jahren haben sich die Lebensbedingungen enorm verbessert. 

Die Etablierung demokratischer Institutionen und ein verlässlicher Rechtsstaat haben den Wohlstand vieler Länder in historisch ungekanntem Ausmaß explodieren lassen. In dieser Zeit hat sich die Weltwirtschaft mit Blick auf das Welt-Bruttoinlandsprodukt mehr als verhundertfacht, während die Weltbevölkerung um weniger als das Achtfache gewachsen ist. Wenn das Wachstum der letzten Jahre anhält, dann wird sich die Weltwirtschaft bis zum Jahr 2100 knapp verzehnfachen. 

Dieses Wachstum ist kein Selbstzweck. Es war und es ist immer noch für Millionen von Menschen der Weg aus der Armut.

Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen lag im Jahre 0 bei umgerechnet 800 US-Dollar. Da blieb es für die nächsten 1.000 Jahre.  Im Jahr 1800 lag der Wert bei etwas über 1.000 US-Dollar, bis 1900 geschah eine knappe Verdopplung auf über 2.000 US-Dollar. Also in 100 Jahren entwickelte sich das Einkommen deutlich stärker, als in den 1.800 Jahren zuvor. 2008 lag der Wert bei über 13.000 US-Dollar, was mehr als einer Verzehnfachung zum Jahr 1800 entspricht. Bis zum Jahr 2100 könnte er inflationsbereinigt auf über 60.000 US-Dollar ansteigen.

Das sind natürlich Durchschnittswerte und die bisherige Entwicklung gilt nicht für alle Menschen auf der Welt gleichermaßen. Trotzdem hat sich für jede Menge Menschen das Leben stark verbessert. Und ich finde es schon bemerkenswert, dass die Entwicklung trotz enormer Katastrophen und riesiger Kriege nicht zum Stillstand gekommen ist. Sie wurde nur unterbrochen. 

In den besprochenen Zeitraum fallen der amerikanische Bürgerkrieg, der 1. und der 2. Weltkrieg, der Krieg in Vietnam. Südkorea: Das Land war nach dem Koreakrieg platt, da war nichts mehr. Heute ist Südkorea die zehntgrößte Wirtschaftsnation der Welt. Oder auch China: Das erlitt im 20. Jahrhundert die wohl größte Hungersnot der Menschheit mit schätzungsweise bis zu 55 Millionen Toten. Und in China gibt es auch heute noch Menschen, die an Hunger leiden. Aber es gibt neuerdings auch eine Mittelschicht. Und nur durch die Globalisierung konnte ein Land wie China innerhalb von 30-40 Jahren vom Entwicklungsland zur zweitstärksten Industrienation werden. 

Zur Globalisierung gibt es sehr unterschiedliche Meinungen

Die Globalisierung wird von manchen verteufelt. Das kann ich in diesem Beitrag nicht vertiefen. Wichtig ist, dass Globalisierung regelbasiert erfolgt, mit zum Beispiel fairem Handel.

Durch die Globalisierung konnten Länder wie China und Vietnam der Armut entkommen. Und heute macht auf einmal Vietnam China Konkurrenz. Trotzdem gibt es Länder wie den Sudan oder Yemen in denen sich die Lage gefühlt überhaupt nicht verbessert

Und ja, die industrielle Revolution hat auch zu mehr Ungleichheit zwischen den westeuropäischen Ländern und Nordamerika einerseits und dem Rest der Welt andererseits geführt. Doch in den letzten Jahrzehnten konnten viele ärmere Länder aufholen und die Ungleichheit wurde deutlich verkleinert. Der Ökonom Dan Breznitz stellt fest, dass seit den 1980er Jahren mehr Menschen der Armut entkommen konnten als jemals zuvor. Und heute können wir eine sinkende Ungleichheit sowohl zwischen Menschen weltweit als auch im Vergleich der Länder untereinander verzeichnen.

Natürlich bestehen viele große Probleme weiterhin und sie werden nicht über Nacht gelöst werden

Ich sage nicht, dass die Zustände paradiesisch sind. Es gibt noch immer viele Menschen, die an extremer Armut leiden oder verhungern. 

Ich sage, dass die schlimmen Zustände weniger geworden sind, obwohl wir permanent mit schlechten Nachrichten bombardiert werden. Vieles hat sich enorm verbessert. Also die Richtung stimmt und das ist meiner Meinung nach ein Grund zur Zuversicht.

Kommen wir zur Börse

Wir Deutschen neigen dazu, beim Thema Aktien und Investieren vor allem ein Risiko zu wittern. Das Risiko uns finanziell zu verheben, am Ende nur Geld zu verbrennen und dass große Börsenbeben unsere Ersparnisse ausradieren.

Allein im laufenden 21. Jahrhundert gab es Ereignisse wie die Dot.com-Blase, die Anschläge vom 11. September 2001 und deren Folgen, den Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers und die Immobilienkrise in den USA, die griechische Staatsschuldenkrise oder auch Corona. Und jedes Mal ging es auch an den Börsen heftig zur Sache.

Es wird auch in Zukunft heftige Ereignisse und ordentliche Kursstürze geben

Doch Fakt ist, dass ein diversifiziertes Portfolio über einen langen Zeitraum historisch betrachtet sehr profitabel war – trotz zahlreicher Wirtschaftskrisen und spektakulärer Einbrüche der Börsenkurse. US-Aktien bspw. sind seit 1945 in 3 von 4 Jahren gestiegen. Und obwohl es zahlreiche Börsen-Crashs gab, hat man mit einem breitgestreuten Portfolio bisher immer über einen Zeitraum von 20 Jahren einen Profit erwirtschaftet.

Doch in der Welt der Finanzen ist Pessimismus ein Geschäftsmodell. 

Wie schon öfters im Podcast bzw. Blog angesprochen, entwickelt sich die Börse in Zyklen. Also neben dem Aufschwung und neuen Höchstständen an den Märkten ist es ebenso normal, dass die Aktienkurse auch mal runtergehen.

Crash-Propheten machen sich diesen Umstand zunutze

Crash-Propheten sind gerne lautstark und reißerisch unterwegs, sagen den totalen Kollaps der Wirtschaft voraus oder sogar das Ende der Marktwirtschaft und sie warnen fortwährend vor dem drohenden Börsencrash. Damit werden sie gehört. Zumal solche lautstarken Warnungen und düsteren Vorhersagen auch immer für eine knackige Schlagzeile gut sind. Sie appellieren damit auch an unsere Verlustaversion

Sie verbreiten Angst.

Und Angst ist eine sehr effektive Emotion, um auf sich aufmerksam zu machen, die Dringlichkeit eines Themas zu unterstreichen und dann Bücher, Vorträge oder sonstige Dienstleistungen und Produkte zu verkaufen. Gerade Börsenneulinge können sehr empfänglich dafür sein, wenn ein charismatischer Apologet eindrücklich vor dem nächsten Crash und der beginnenden Krise warnt. Und wenn die Börsenkurse mal etwas ins Trudeln geraten, dann haben Crash-Propheten Oberwasser und fühlen sich in ihren Vorhersagen bestätigt. 

Crash-Propheten sind erfolgreich, weil sie spektakulär sind

Da gibt es nicht das abgewogene Argument. Da ist jede Aussage zugespitzt. Das ist die gleiche Funktionsweise wie bei Börsengurus, die erklären, wie man in kürzester Zeit und ohne Aufwand Millionär wird. 

Demgegenüber steht übrigens dieser Podcast bzw. Blog. Ich möchte mich bewusst von solchen Leuten unterscheiden und ich will nicht spektakulär sein. Ich plädiere für kritisches Denken, für Ausdauer und Gelassenheit. Ich bin mir bewusst, dass mir das weniger Aufmerksamkeit gibt. Aber ich bin der Überzeugung, dass dieser Ansatz der richtige ist.

Wir haben auch eine Negativity Bias

Mit Negativity Bias bezeichnen Psychologen unsere Neigung, schlechte Informationen weitaus stärker zu beachten, als wir es mit positiven Informationen tun. Man könnte auch sagen, dass uns pessimistisches Denken angeboren ist. Da schließt sich wieder der Kreis zur Verlustaversion

Wenn Du in früheren Zeiten als Jäger und Sammler nicht vorsichtig warst und Gefahren ausgeblendet hast, dann konnte Dich der Säbelzahntiger holen. Man starb nicht an zu viel Furcht, wohl aber an zu wenig.

Auf die Finanzwelt übertragen meint das nicht, dass Du an der Börse naiv vorgehen oder das Risiko eines Totalverlustes eingehen solltest. Aber Pessimisten sind nunmal nicht diejenigen, die die Welt gestalten und es sind nicht diejenigen, die als Investoren an zukünftigen Kursentwicklungen partizipieren werden.

Nat Friedman, der frühere CEO des Softwareunternehmens GitHub, sagte passenderweise:

Pessimists sound smart, optimists make money.

Also zu Deutsch: die Pessimisten klingen schlau. Doch es sind die Optimisten, die das Geld verdienen.

Wir sollten beim Investieren nicht naiv sein und waghalsige Wetten eingehen, sondern wir sollten kritisch hinterfragen. Wir sollten aber auch nicht resignieren, wenn die Kurse drehen und die Stimmung am Markt mies ist. 

So wie manche Menschen an allem immer das Negative finden, werden auch die Crash-Propheten nicht müde, ins immer gleiche Horn zu stoßen und den Untergang zu predigen. Doch wenn Du mit einem langfristigen Zeithorizont und einem breitgestreuten Portfolio am Aktienmarkt aktiv bist, dann kannst Du es mit dem Investor Peter Lynch halten. Der hat gesagt:

More money has been lost by investors preparing for corrections or trying to anticipate corrections than has been lost in corrections themselves.

Also zu Deutsch: Investoren haben mehr Geld damit verloren, sich auf Marktkorrekturen vorzubereiten oder sie zu antizipieren, also durch die Marktkorrekturen selbst verloren wurde.

Zusammengefasst finde ich, dass wir rationale Optimisten sein sollten.

Natürlich gibt es große Herausforderungen. Doch die gab es immer. Die letzten zweihundert Jahre gab es enorme Verbesserungen und ich glaube auch weiterhin an den Fortschritt und ich bleibe zuversichtlich. Und wenn die Zeiten hart erscheinen, dann hilft es rauszuzoomen. Der Menschheit geht es besser als jemals zuvor. 

In seinem Buch “Im Grunde gut” schreibt Rutger Bregman, dass im letzten Jahrhundert ein Großteil der Infektionskrankheiten besiegt wurde und durch Impfstoffe heute jedes Jahr mehr Leben gerettet werden, als es ein Weltfrieden im gesamten 20. Jahrhundert ermöglicht hätte. Die Möglichkeiten unserer Zeit wurden erst kürzlich wieder eindrucksvoll belegt, als das Unternehmen Biontech in kürzester Zeit einen Corona-Impfstoff entwickelte und damit wohl Millionen Menschen das Leben rettete.

Zeiten wie die der Pandemie zeigen mit all ihren Einschränkungen auch, dass Geld allein natürlich nicht glücklich macht. Aber es schadet auch nicht. 

Der Politologe Ronald Inglehart hat festgestellt, dass subjektives Wohlergehen stark mit einer gefestigten Demokratie, hoher gesellschaftlicher Toleranz aber auch mit einem steigenden Pro-Kopf-Einkommen korreliert. Das könnte Dich darin bestärken, den im Podcast und Blog propagierten Vermögensaufbau anzugehen, wenn Du es nicht bereits schon tust.

Das Titelbild habe ich in Andalusien gemacht.

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