Geldanlage und Vermögensaufbau

Anleihen im Depot – sicherer Hafen oder riskantes Investment?

Geld Podcast

Dies ist der zweite Teil über Investieren in Anleihen. In der letzten Ausgabe sprach ich darüber, was Anleihen sind, wie sie funktionieren und was unter Anleihenfonds zu verstehen ist.

Heute werde ich das Thema Sicherheit von Anleihen nochmal vertiefen. Und ich werde darauf eingehen, ob Du als Anlegerin, als Anleger nun in Anleihen investieren solltest. 

Hier geht es zum Podcast:

Es gibt verschiedene Arten von Anleihen . 

Staatsanleihen werden, wie der Name bereits suggeriert, von Staaten ausgegeben, Unternehmensanleihen von Unternehmen. Auch wenn ich mich in diesen beiden Ausgaben vornehmlich mit klassischen Staats- bzw. Unternehmensanleihen befasse, gibt es noch weitere Formen von Anleihen. 

Zum Beispiel sogenannte inflationsindexierte Anleihen. Anleihen können eine sehr lange Laufzeit haben, was mit Blick auf die unsichere Entwicklung der Inflationsrate kritisch gesehen werden kann. Inflationsindexierte Anleihen sollen das Inflationsrisiko abmildern, indem sich der Nominalwert und/oder die Kuponzahlungen der Entwicklung der Inflation anpassen. 

Eine weitere Form sind sogenannte nachrangige Anleihen. Bei denen erhältst Du im Falle eines Zahlungsausfalls oder einer Pleite des Emittenten erst nach allen anderen Gläubigern Dein Geld. Das bedeutet natürlich ein höheres Risiko für Dich. Und dieses höhere Risiko wird durch höhere Zinsen kompensiert. 

Noch riskanter sind Hochzinsanleihen von Kreditnehmern mit vergleichbar geringer Bonität. Darauf gehe ich gleich nochmal genauer ein. 

Eine weitere Form sind Wandelanleihen. Die können, vereinfacht gesagt, am Ende der Laufzeit unter bestimmten Bedingungen in Aktien eines Unternehmens getauscht werden. Wandelanleihen sind zwar verbreitet, aber auch nicht unriskant und ziemlich komplex. 

Und das ist auch die Quintessenz zu allen weiteren Formen von Anleihen: 

Die sind teilweise komplizierter, zum Teil auch nur etwas für Experten, die sich wirklich tief damit auskennen. Und zum Teil sind sie wirklich risikobehaftet. Das führt an dieser Stelle zu weit, aber wenn du dich für weitere Formen von Anleihen interessierst, dann solltest du dich wirklich tiefer damit beschäftigen. 

Meine grundsätzliche Einschätzung ist, dass in den meisten Fällen, für die meisten Anleger klassische Unternehmens- und Staatsanleihen 1.) ratsam und 2.) vollkommen ausreichend sind.

Ist es nun sicher, sein Geld in Anleihen zu investieren?

Abseits von riskanteren Anleiheformen stehen Anleihen im Ruf, eine besonders sichere Form der Geldanlage zu sein.

In Deutschland recht bekannt ist die gute alte Staatsanleihe. Also in diesem Fall leihst Du als Investor der Bundesrepublik Deutschland Geld. Und die Staatsanleihe ist für viele Menschen bei der Geldanlage regelrecht ein Synonym für Sicherheit. Das ist im Fall der BRD oder Länder wie den Vereinigten Staaten von Amerika auch so.

Doch Staaten müssen nicht immer gute Kreditnehmer sein. 

Davon können zum Beispiel Anleger ein Lied singen, die in der Vergangenheit argentinische Staatsanleihen kauften. Das Land ist mittlerweile berüchtigt für Zahlungsausfälle. Da wurden aufgrund hoher Schulden zunächst die fälligen Zinsen nicht mehr gezahlt, woraufhin die Kurse der Anleihen abschmierten. Dann hoffte mancher auf die Rückzahlung der Anleihe zum Nominalwert, das ist aber auch nicht immer erfolgt. Es gab dazu in der Vergangenheit zahlreiche Klagen vor Gericht, zum Teil sollten die Anleger ihr Geld dann auch wieder erhalten. 

Wie auch immer, das ist jedenfalls kein sicheres Investment.

Und bei Unternehmensanleihen ist das ganz ähnlich: Es gibt gute Emittenten, also gute Kreditnehmer und es gibt schlechte. 

Dabei ist wichtig, dass die Bekanntheit eines Unternehmens nicht mit Sicherheit gleichzusetzen ist. Der Baumarkt Praktiker beispielsweise ist pleite gegangen und Anleger mit Praktiker-Anleihen haben Geld verloren. 

Der Gradmesser für die Sicherheit einer Anleihe ist die Kreditwürdigkeit oder Bonität des Emittenten. 

Das meint die Frage, ob der Emittent finanziell solide dasteht, also ob er die Zahlungen des Kupons und die Rückzahlung der Anleihe zum Nominalwert stemmen kann.

Die Bonität eines Emittenten wird von Ratingagenturen wie Moody’s, Fitch oder Standard & Poors oder ermittelt. Und je nach Bonität vergeben die Ratingagenturen ein Rating in der Spannbreite AAA bis C oder D. 

Die Faustregel besagt, dass das Rating einer Anleihe bzw. Eines Emittenten nicht schlechter als BBB- sein sollte. Das ist der sogenannte Investmentgrade. Wobei die Kürzel für das Rating je nach Agentur unterschiedlich sein können. Bei Moody’s bspw. wäre das Äquivalent zum Investmentgrade Baa3. 

Alles darunter, also ab BB+ bei Standard & Poors und Fitch bzw. Ba1 bei Moody’s gilt demnach als Non-Investmentgrade. Das höchste Rating, die Bestnote, ist bei allen drei Agenturen gleich, nämlich AAA. 

Aber grundsätzlich gilt: Die von den Ratingagenturen benutzten Kürzel können voneinander abweichen und Du solltest im Einzelfall für Dich prüfen, was die jeweilige Agentur konkret unter dem Kürzel versteht, also was sie damit ausdrücken möchte. 

In der Vergangenheit gab es gerade von kleineren Ratingagenturen auch durchaus fragwürdige Einschätzungen zur Bonität, also dass eine Agentur eine Anleihe bzw. ein Unternehmen positiv dargestellt hat, auch wenn die Lage in Wahrheit nicht so rosig war. Tatsächlich ist manches der als kreditwürdig eingestuften Unternehmen auch den Bach runtergegangen. Da haben auch Anleger Geld verloren. Bei den genannten großen und etablierten Agenturen ist das aber in der Regel kein Thema.

Moody’s hat den Zusammenhang von Rating und Sicherheit untersucht.

Die Ratingagentur hat festgestellt, dass in den letzten 50 Jahren weniger als 1% der Unternehmen mit Investmentgrade ihre Schulden nach fünf Jahren nicht bedienten. Bei Unternehmen mit schlechter Bonität hingegen lag dieser Wert bei 18,7%. 

Ich persönlich würde noch einen Schritt weiter gehen als die erwähnte Faustregel und nur Anleihen mit einem Rating von mindestens BBB+ bzw. Baa1 kaufen.

Anleihen mit geringer Bonität, also mit der Note BB+ bzw. Ba1 oder schlechter, sind die zuvor erwähnten Hochzinsanleihen, auch Ramschanleihen oder Junk Bonds genannt. Wie die Zahlen von Moody’s aber auch der Name nahelegen, haben diese ein höheres Risiko. Sie locken im Gegenzug mit höheren Renditen. Ich persönlich würde davon aber die Finger lassen. 

Also zusammengefasst:

Investieren in Anleihen ist grundsätzlich eher sicher und mit hoher Planbarkeit, es gibt aber auch sehr riskante Anleihen.

Das Risiko steht und fällt mit der Kreditwürdigkeit des Emittenten. 

Und anders als bspw. Bankkonten unterliegen Anleihen nicht der Einlagensicherung, die bei einer Insolvenz Bankguthaben bis 100.000 € schützt. 

Das bedeutet: Falls der Emittent einer Anleihe zahlungsunfähig ist oder pleite geht, dann bist Du als Investor in die Anleihe ein Gläubiger des Emittenten und Du musst mit Verlusten rechnen. Als Gläubiger gehst Du ein Risiko ein. Da greift keine Einlagensicherung, wenn der Kreditnehmer zahlungsunfähig ist.

Jetzt habe ich in dieser und der letzten Ausgabe vertieft, was Anleihen sind, wie sie funktionieren, in welchen Situationen in Anleihen investiert werden könnte und wie die Sicherheit von Anleihen zu bewerten ist. 

Bleibt also die Frage:

Ist das Investieren in Anleihen für Dich als Anlegerin, als Anleger ratsam?

Staats- und Unternehmensanleihen von wirtschaftlich soliden Kreditnehmern mit gutem Rating sind grundsätzlich eine eher sichere Geldanlage und können wie beschrieben eine gute Beimischung im Portfolio sein. 

Mit der Zinswende sind auch die Renditen von Anleihen wieder attraktiver, wobei sie zumindest zum Zeitpunkt der Aufnahme, also im Sommer 2023, gemessen an der momentanen Inflationsrate auch nicht berauschend sind. 

Das kann sich ändern, aber der Hinweis gilt generell: Es ist sinnvoll, die Rendite einer Anleihe mit der jeweils aktuellen Inflationsrate zu vergleichen, wobei die Rendite idealerweise mindestens so hoch wie die Inflation sein sollte, damit man keine Kaufkraft verliert.

Man könnte jetzt in spekulative Anleihen mit niedriger Bonität investieren, um eine höhere Rendite zu erzielen. würde ich persönlich nicht machen, zumal Anleihen ja eher mehr Sicherheit ins Portfolio bringen sollen. 

Es gibt Anleihen, die eine sehr lange Laufzeit haben, zum Beispiel mehrere Jahrzehnte. Dabei gilt tendenziell, dass eine längere Laufzeit eine höhere Rendite verspricht. Eine lange Laufzeit erhöht aber das Risiko, da sich die Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer im Laufe der Zeit verschlechtern kann. 

Vom Investieren in Anleihen, die Jahrzehnte laufen, würde ich persönlich eher Abstand nehmen.

Mit Blick auf unterschiedlich hohe Renditen braucht es auch nicht unbedingt Jahrzehnte. Für die Höhe der Rendite kann auch eine Laufzeit von zum Beispiel 2 vs. 6 Jahren bereits einen Unterschied machen. 

Die Wahl der richtigen Laufzeit hängt aber auch davon ab, wie die zukünftige Zinsentwicklung eingeschätzt wird. Wenn man damit rechnet, dass die Zinsen steigen, dann ist eine kürzere Laufzeit empfehlenswert und umgekehrt. 

Wenn die Zinsen steigen, dann werden die Kurse von Anleihen tendenziell gedrückt. Da wirken verschiedene Faktoren, aber vereinfacht gesagt haben Zinsen und Anleihenkurse eine inverse Beziehung. Bei steigenden Zinsen fallen die Anleihenkurse und umgekehrt. 

Das heißt, wenn der Kurs sinkt und ich verkaufe eine Anleihe vor Laufzeitende, dann verschlechtert sich meine Rendite. Daraus könnte man ebenfalls ableiten:

Wenn man eine Anleihe kauft, dann sollte man so planen, dass man sie bis zum Ende der Laufzeit hält. 

Wenn ich eine Anleihe mit langer Laufzeit habe und ich möchte die Anleihe vor dem Laufzeitende verkaufen, um von steigenden Zinsen zu profitieren. Dann muss ich unter Umständen Kursverluste in Kauf nehmen.

Wenn ich hingegen eine Anleihe bis zum Ende der Laufzeit halte, kann mir die Kursentwicklung egal sein. Dann interessiert mich nur die Rendite der Anleihe zum Kaufzeitpunkt.

Als Privatanleger sind Anleihen mit einer Laufzeit von zum Beispiel fünf Jahren empfehlenswert, vielleicht auch eher 2-3 Jahre. 

Bei eher kurzfristigen Anlagen, also zum Beispiel bis zu 3 Jahre, würde ich die Rendite einer Anleihe auch immer mit der Verzinsung von Festgeldangeboten vergleichen.

Anleihen und der Vergleich mit Festgeld

Wenn ich Festgeld bei einer deutschen Bank habe, dann greift die Einlagensicherung in Höhe von 100.000 Euro pro Person und Bank. Bei Anleihen gibt es keinen derartigen Schutz.

Das Geld ist dann allerdings während der Laufzeit mehr oder weniger fest gebunden, während Anleihen auch gehandelt werden können. Aber eventuell ist die Verzinsung von Festgeld höher als die Rendite einer Anleihe nach Kosten.

Also gerade in Zeiten steigender Zinsen könnte es eine Überlegung sein, statt auf Anleihen auf Festgeld mit einer Laufzeit von maximal einem Jahr zu setzen.

Und eine Idee: Wenn Du in näherer Zukunft mit steigenden Zinsen rechnest, dann könntest Du Dein Geld kurzfristig anlegen, also zum Beispiel für ein Jahr in Festgeld. Nach einem Jahr prüfst Du, ob es bei dieser oder einer anderen Bank einen höheren Zinssatz gibst und Du legst Dein Geld erneut an. Nach einem weiteren Jahr wiederholst Du den Vorgang usw.

Falls hingegen sehr unklar ist, wie sich die Zinsen weiter entwickeln und Du deshalb nicht in länger laufende Papiere investieren möchtest, dann wäre eine mögliche Strategie, dein Geld in 2-3 Festgeldkonten mit unterschiedlichen Laufzeiten zu investieren.

Also zum Beispiel ⅓ Deines Geldes investierst Du in ein Festgeldkonto mit 1 Jahr Laufzeit, ⅓ investierst Du in Festgeld mit 2 Jahren Laufzeit und ein weiteres Drittel investierst Du in ein Festgeldkonto mit 3 Jahren Laufzeit. 

Das ist dann ein Kompromiss für beide Fälle, also wenn die Zinsen steigen oder fallen. Du hast nicht alles auf eine Karte gesetzt. 

Wenn zum Beispiel nach einem Jahr das erste Drittel Festgeld abläuft und die Zinsen sind gestiegen, dann profitierst du bei erneutem Abschluss von höheren Zinsen. Und wenn die Zinsen gefallen sind, dann hast du einen Teil des Geldes, nämlich zwei Drittel, noch zu den alten besseren Konditionen angelegt.

Abschließend lässt sich über Anleihen im Depot sagen:

Anleihen sind grundsätzlich eine gute Sache. Wie immer beim Investieren solltest Du aber genau hinsehen:

  • Handelt es sich um einen Kreditnehmer mit hoher Bonität?
  • Wie hoch ist die Rendite bis zum Laufzeitende?
  • Passt die Laufzeit für Deine Situation?

Auch die Handelbarkeit einer Anleihe kann für Dich relevant sein. 

Wenn das Volumen einer Anleihe eher klein ist, zum Beispiel 50 Millionen Euro, dann könnte es schwierig sein, die Anleihe vor Ende der Laufzeit wieder zu verkaufen, vorausgesetzt Du möchtest das. Bei größeren Volumina sollte das hingegen eher unproblematisch sein. 

PS: Das Beitragsbild ist in Düsseldorf entstanden.

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