Zeit ist Geld

Geldanlage und Vermögensaufbau

Wenn es heißt: “Zeit ist Geld”, dann geht es um den Zusammenhang von Zeit und Geld. So auch in diesem Beitrag.

Ich werde mich mit der Frage beschäftigen, wie die Beschäftigung mit Zeit uns bei Finanzentscheidungen helfen kann.

Und ich werde erläutern, warum wahrer Reichtum in meinen Augen Zeit bedeutet.

Hier geht es zum Podcast:

Es gibt viele Betrachtungsweisen von Zeit und Geld.

Zum Beispiel gibt es den Zeitwert des Geldes, auf Englisch Time Value of Money. Der Zeitwert des Geldes besagt, dass Geld zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich viel wert ist. Der Grund ist die Verzinsung. 

Wenn ich heute 1.000 € habe und für diesen Betrag erhalte ich 5% Zinsen pro Jahr, dann habe ich in einem Jahr 1.050 €. Also 1.000 € heute sind mehr wert als 1.000 € in einem Jahr. 

Der Zeitwert des Geldes greift auch in die andere Richtung, zum Beispiel bei der Inflation. Wenn ich heute für 1.000 € Waren kaufe und die Inflation beträgt 5%. Dann benötige ich in einem Jahr 1.050 € um die gleichen Waren zu kaufen. 

Wenn man das Prinzip von Zeitwert und Zinsen weiterdenkt, dann landet man beim Zinseszins, über den ich in Folge 11  über die wunderbare Kraft des Zinseszins gesprochen habe. 

Der Zinseszins entwickelt über lange Zeiträume eine unglaubliche Wirkung und er ist ein maßgeblicher Faktor für den langfristigen Vermögensaufbau. 

Statt kurzfristigen Gewinnen hinterherzujagen, sollte man langfristig denken und die Rendite über einen langen Zeitraum mit der Kraft des Zinseszins wachsen lassen. Auch hier ist Zeit Geld. 

Das Sprichwort “Zeit ist Geld” soll auf Benjamin Franklin zurückgehen. 

Das könnte man so auslegen, dass Zeit zu sparen gleichbedeutend ist mit Geld sparen. 

Eine andere Interpretation wäre, dass Nichtstun Geld kostet. Wenn man nichts tut, also freie Zeit hat, dann arbeitet man nicht. Ergo verdient man kein Geld und somit geht einem durch diese freie Zeit Geld verloren. Wenn ich arbeite, dann gebe ich meine Zeit und dafür erhalte ich einen bestimmten Geldbetrag. Und wenn ich nicht arbeite, dann gewinne ich Zeit, mir entgeht aber der entsprechende Geldbetrag.

Das Sprichwort “Zeit ist Geld” wird auch oft mahnend eingesetzt, zum Beispiel um jemanden zu verdeutlichen, dass er oder sie nicht trödeln soll, da so die eigene wertvolle Zeit und somit Geld verschwendet werden. Also demnach hat Zeit einen bestimmten Wert, der mit Geld bemessen werden kann. 

In Folge 14 über die erste Regel des Investierens sprach ich über den Lehrsatz des Mathematikers Carl Gustav Jakob Jacobi, der besagt “Man muss immer umkehren”. 

Damit ist die Idee gemeint, dass schwierige Probleme besser gelöst oder Betrachtungsweisen geändert werden können, wenn man sie auf den Kopf stellt. Das gilt ebenso für das Sprichwort “Zeit ist Geld”. Und wenn Zeit Geld ist, dann ist Geld auch Zeit. 

Mit Geld wird uns unsere Arbeitszeit abgekauft, wir können aber auch anderen ihre Zeit abkaufen. Wenn Du Geld ansparst, dann kannst Du es in der Zukunft in Zeit eintauschen – sei es Deine eigene Zeit, die Du dann nicht in Form von Arbeit verkaufen musst, oder aber Du kaufst anderen ihre Zeit ab, indem sie eine Dienstleistung für Dich erfüllen, also zum Beispiel dass sie Deinen Rasen mähen oder Dir im Café ein Stück Kuchen servieren. 

Ganz grundsätzlich ist Geld ein Tauschmittel. Für Betrag X erhalte ich Dienstleistung Y oder Produkt Z.

Das ist eine fast schon philosophische Betrachtungsweise, aber Geld ist auch ein Speicher für Zeit. 

In der Regel verdienen wir Geld nicht für den Moment, sondern um es zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen. Das kann der Lebensmitteleinkauf am Abend, die Miete am Monatsende oder auch der Urlaub in einem Jahr sein. Für jede dieser Transaktionen hast Du zuvor gearbeitet, also Zeit verkauft. 

Angenommen, Du verdienst 10 € pro Stunde. Dann kostet Dich Dein Abendessen im Restaurant nicht einfach nur den Rechnungsbetrag von zum Beispiel 80 €, sondern acht Stunden Deiner Zeit oder einen Arbeitstag. 

Du kannst also Deinen Konsum oder Deine Anschaffungen auch in Zeit messen. Das könnte auch den Blick auf manche Anschaffung ändern.

Wenn Du Dir beim Shopping sagst: “Hach, diese Hose kostet zwar 120 €, aber sie ist wirklich toll.” Dann entspricht der Preis der Hose bei 10 € Gehalt pro Stunde so viel, wie Du in 1,5 Arbeitstagen verdienst. Und dann könntest Du Dir ebenso die Frage stellen: Ist mir die Hose 12 Stunden Arbeit wert?

Gerade bei größeren Anschaffungen könnte man den Gedanken auf die Spitze treiben, indem man auch den Zeitwert des Geldes und den Zinseszins einbezieht.

Angenommen, Du stehst vor der Entscheidung, Dir ein Auto für 15.000 € oder für 30.000 € zu kaufen. Dann beträgt die Differenz 15.000 €. Dann könnte die Rechnung sein: Wenn ich das teure Auto kaufe, dann kann ich 15.000 € weniger sparen und investieren. 

Wenn ich allerdings 15.000 € mit einer jährlichen Rendite von 7% über 20 Jahre investiere, dann lautet der Endbetrag ca. 58.000 €. Und dann könnte die Frage lauten: Ist mir das teure Auto einen zukünftigen Betrag in Höhe von 58.000 € wert? 

Es geht um Opportunitätskosten. Ich gebe einerseits 15.000 € mehr für das Auto aus. Und gleichzeitig verzichte ich auf die Möglichkeit, das Geld anderweitig zu verwenden. Das ist ein Faktor, der öfters bei der Kalkulation der Gesamtkosten eines Autos nicht beachtet wird, der meiner Meinung nach aber mit einfließen sollte. 

Die Frage, was Reichtum eigentlich ist, würden viele unterschiedlich beantworten. 

Für viele sind das Statussymbole. Mein Haus, mein Auto, mein Kontostand. In der Regel meint Reichtum, dass man viel Geld besitzt. 

Wenn Reichtum viel Geld bedeutet und wenn Zeit Geld und Geld Zeit ist, dann bedeutet Reichtum konsequenterweise viel Zeit oder auch die komplette Kontrolle über die eigene Zeit. Und dieses Ziel wird von der sogenannten FIRE-Bewegung verfolgt. 

FIRE steht für Financial Independence, Retire Early, auf Deutsch finanzielle Unabhängigkeit, vorzeitiger Ruhestand. 

Und kurz gesagt geht es den Anhängern dieser Bewegung darum, durch eine hohe Sparquote und durch niedrige Lebenshaltungskosten möglichst schnell ein Vermögen oder auch ein passives Einkommen durch zum Beispiel Dividenden zu erzielen, um finanziell unabhängig zu sein, nicht mehr arbeiten zu müssen, also frei über die eigene Zeit zu verfügen, anstatt wie üblich mit Ende 60 oder noch später in Rente zu gehen. Die FIRE-Bewegung ist ein spannendes Thema, dem ich mich in einer späteren Folge nochmal genauer widmen werde. 

Jedenfalls ist hier das Ziel des Vermögensaufbaus nicht das Geld an sich oder dass man sich bestimmte Dinge leisten kann. 

Vielmehr geht es um Geld als Mittel zum Zweck, nämlich um Zeit zu gewinnen bzw. Um die Möglichkeit, Zeit so zu verbringen, wie man es möchte. Und nach der Lesart bspw. von der FIRE-Bewegung ist wahrer Reichtum nicht ein besonders hoher Kontostand, sondern ein Überfluss an und Kontrolle über die eigene Zeit. 

Also viel Geld bedeutet dann keinen Zeitgewinn, wenn man im Hamsterrad stecken bleibt und wenn man meint, immer mehr Geld anhäufen zu müssen. Entsprechend sollte man immer den Tausch von Geld in Zeit im Kopf behalten.

Geld ist Zeit.

Das ist eine etwas unübliche Denkweise, die vielleicht nicht immer leicht fällt, wenn im eigenen Umfeld mit schicken Anschaffungen geprahlt wird. Aber vielleicht magst Du es ja mal probieren, Geld als ein Werkzeug für Zeit zu betrachten.

Das kann sich dann auch auf Deine finanziellen Entscheidungen auswirken, zum Beispiel wenn Du Deinen Haushaltsplan aufstellst und Dein Budget und Deine Sparrate definierst. 

Es kann Dich auch disziplinieren, zum Beispiel wenn ein Impulskauf lockt, wie in Folge 6 über Instant Gratification besprochen.

Bei größeren Anschaffungen könntest Du Dir Fragen stellen:

  • Wie viel Zeit muss ich opfern, um diese Anschaffung zu tätigen? Ist es mir das wert?
  • Geld auszugeben ist immer eine Opportunität. Was ich für A ausgebe, steht mir für B nicht zur Verfügung. Das gleiche gilt für Zeit.
  • Also was bedeutet eine Anschaffung für meine Sparpläne, meinen Vermögensaufbau und meine finanziellen Ziele?
  • Habe ich durch eine Anschaffung mehr Zeit zur Verfügung?
  • Kann ich für eine Anschaffung vielleicht weniger Geld ausgeben, um mehr Geld für Dinge zur Verfügung zu haben, die mich zeitlich entlasten oder die mir eine schöne Zeit bescheren?

Ich bin der Meinung, dass wir nicht alles in Geld umrechnen oder messen sollten.

Letztlich wird ein gutes Leben nicht in ausgegebenen oder gesparten Geld gemessen, sondern in gut verbrachter Zeit.

Jeden Euro, den wir ausgeben, können wir wieder verdienen. Bei Zeit ist das anders. Jede Stunde, die vergeht, bekommen wir nie wieder zurück. 

Wahrer Reichtum ist Zeit und die Freiheit, so zu sein, wie man ist oder sein möchte und das zu tun, was einem wichtig ist und einen erfüllt.

Man könnte die gesparte Zeit auch für gemeinnützige Zwecke hergeben. Also Du kannst Dein Geld oder Deine Zeit schenken bzw. spenden.

Wahrer Reichtum bedeutet, nicht ja sagen zu müssen, sondern nein sagen zu können, zum Beispiel zu einer belastenden Arbeitssituation. Es bedeutet, nicht Zeit mit Menschen verbringen zu müssen, die man lieber meiden würde, 

Ob und inwieweit Geld Reichtum ist und glücklich macht oder auch nicht bzw. was tatsächlich glücklich macht und ein erfülltes Leben bietet, das ist ein ebenfalls spannendes Thema, das den Rahmen dieser Folge sprengt, aber bestimmt zu einem späteren Zeitpunkt nochmal in diesem Podcast vertieft wird

Alexander der Große und Zeit ist Geld

Alexander der Große wurde nur knapp 33 Jahre alt. Vermutlich starb er an einer Kombination aus alten Kampfverletzungen und übermäßigem Alkoholkonsum.

Jedenfalls soll er auf dem Sterbebett drei Wünsche geäußert haben. 

  • Der erste Wunsch: Seine Ärzte sollen seinen Sarg tragen. 
  • Der zweite Wunsch: Der Weg zum Friedhof soll mit seinem Silber, seinem Gold und seinen Edelsteinen übersät werden.
  • Der dritte Wunsch: Seine Hände sollen aus dem Sarg baumeln. 

Seine engsten Vertrauten versicherten ihm, die Wünsche zu erfüllen. Aber sie waren doch etwas verwundert und fragten, warum er diese Wünsche habe.

Und daraufhin soll er gesagt haben:

„Ich möchte, dass die Welt diese drei Lektionen versteht. Meine Ärzte sollen meinen Sarg tragen, weil kein Arzt wirklich heilen und vor dem Tod beschützen kann.

Die Reichtümer auf dem Weg zum Friedhof sollen zeigen, dass nicht auch nur ein Bruchteil des Goldes mit mir kommen wird. Ich habe mein Leben lang die Zeit damit verschwendet, um Reichtum zu besitzen, doch ich kann nichts mehr mit mir nehmen. Es ist bloße Zeitverschwendung, Reichtümern hinterher zu jagen.

Und meine Hände sollen aus dem Sarg baumeln, damit die Menschen wissen, dass ich leer in diese Welt gekommen bin und auch leer wieder aus dieser Welt gehe.“

PS: Das Beitragsbild ist in New Orleans entstanden.

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