Wo bekomme ich Zinsen für mein Geld? Während ich mich in vielen Ausgaben dieses Blogs bzw. Podcasts vornehmlich mit dem langfristigen Vermögensaufbau mit Aktien und ETFs beschäftige, widme ich mich heute verschiedenen Finanzprodukten, die auch kurzfristig Zinsen abwerfen sollen.
Hier geht es zum Podcast:
In Folge 62 sprach ich darüber, ob angesichts steigender Zinsen Tagesgeld eine attraktive Alternative zu ETFs sein kann. Ganz grundsätzlich bieten ETFs meiner Meinung nach die besseren langfristigen Renditechancen. Und ich finde, dass beim langfristigen Vermögensaufbau kaum ein Weg an Aktien und ETFs als ein Baustein im eigenen Portfolio vorbeiführt.
Trotzdem sind Aktien und ETFs nicht in jeder Situation ein gutes Investment. Ein Investment in Aktien oder ETFs sollte vor allem langfristig ausgelegt sein. Falls Du in absehbarer Zeit Dein Geld benötigst, dann solltest Du es nicht in ETFs investieren. Weil falls die Märkte gerade in einem Tief sind, wenn Du Dein Geld benötigst, dann hast Du einen finanziellen Schaden.
Vielleicht empfindest Du andere Finanzinstrumente wie zum Beispiel Tagesgeld angesichts der angebotenen Renditen unter Abwägung der Alternativen attraktiver als Aktien und ETFs.
Es kann sich bspw. anbieten, einen Teil seines Geldes mit Tagesgeld für einen gewissen Zeitraum zu parken und trotzdem eine Rendite zu erwirtschaften.
Es ist ebenfalls legitim, dass man nicht all sein Geld am Aktienmarkt investieren möchte. Und manche Menschen möchten überhaupt keine Aktien oder ETFs besitzen.
Die Gründe dafür mögen individuell unterschiedlich sein.
Deutschland hat keine Aktienkultur und viele Menschen scheuen sich davor, in Aktien zu investieren. Darüber hatte ich in Folge 40 Wer hat Angst vorm Investieren? gesprochen.
Andere Menschen haben auch schlechte Erfahrungen mit Aktien gemacht. In Folge 5 über Autoritätsgläubigkeit schilderte ich dazu das Beispiel der Telekom-Aktie. Die wurde beim Börsengang Ende der 90er Jahre reißerisch als “Volksaktie” kommuniziert. In der Folge kauften viele Bürger die Aktie zu einem unglaublich hohen Kurs, bevor dieser dann wenige Jahre später im Dot-Com-Crash um über 90% fiel. Viele Kleinanleger verloren ihr Erspartes und noch heute gilt die Telekom-Aktie als ein Grund, warum viele Deutsche sich vom Aktienmarkt fernhalten.
Also ob aus persönlichem Gusto oder situationsbedingt: Es gibt verschiedene Gründe, von einem Invest in Aktien und ETFs abzusehen oder zumindest andere Wertpapiere ebenfalls in den Blick zu nehmen.
Damit wären wir beim Thema Zinsen und der Frage: Wo bekomme ich Zinsen für mein Geld?
Zinsen waren während der Niedrigzinsphase von 2008 bis 2022 am Kapitalmarkt eher nicht zu bekommen. Das hat sich mittlerweile etwas geändert, leitet dann aber über zu der Frage:
- Wo bekomme ich Zinsen für mein Geld?
- Welche Finanzprodukte kommen da in Frage?
Wenn man sich für das Thema Zinsen interessiert, dann gibt es verschiedene Finanzprodukte, die zumindest theoretisch in Frage kommen. Neben Anleihen wären da das Girokonto und das gute alte Sparbuch. Man kann sein Geld auch in Tagesgeld oder Festgeld anlegen. Und dann gibt es noch Finanzprodukte wie den Sparbrief oder das sogenannte Bonussparen.
Wo bekomme ich Zinsen für mein Geld? Anleihen und Girokonto?
Über das Investieren in Anleihen hatte ich bereits in Folge 33 gesprochen. Kurz zur Erinnerung: Anleihen sind Darlehen, die von Anlegern an Kreditnehmer vergeben werden. Der Kreditnehmer oder auch Emittent einer Anleihe kann sich mit einer Anleihe Geld am Kapitalmarkt beschaffen. Der Emittent kann ein Staat sein, er gibt also Staatsanleihen aus, oder auch ein Unternehmen, das Unternehmensanleihen ausgibt.
Das Girokonto ist wahrscheinlich das am weitesten verbreitete Finanzprodukt. Die Stiftung Warentest hat über 470 Girokonten untersucht und deckt damit laut eigener Aussage ca. 70% des Marktes ab. Weil das Girokonto derart weit verbreitet ist, könnte man meinen, dass der Wettbewerb der Anbieter um die Kunden enorm ist und es hier in der Breite hervorragende Konditionen gibt.
Tatsächlich sind die meisten Kunden aber wenig wechselwillig. Sprich: Wenn man einmal ein Konto eröffnet hat, Daueraufträge eingerichtet sind etc., dann bleibt man in der Regel dabei und geht nicht zu einem anderen Anbieter, nur weil der bessere Konditionen bietet.
Das sehe ich bei mir selber: Mein Girokonto habe ich vor vielen Jahren an einem Infostand in der Uni-Mensa abgeschlossen. Seitdem bin ich dabei geblieben, der Hauptgrund ist sicherlich Bequemlichkeit.
Es gibt manche Anbieter, die für das Konto sogar Geld verlangen. Bei vielen fällt die Gebühr weg, wenn dort jeden Monat ein Mindestbetrag eingezahlt wird, zum Beispiel über das Gehalt. Weitere Unterschiede kann es z.B. bei Gebühren für das Abheben von Bargeld geben. Und einige wenige Direktbanken zahlen nach der Niedrigzinsphase sogar wieder Zinsen für das Geld auf dem Girokonto. Das ist aber eher die Ausnahme und die Zinsen liegen eher unterhalb der Inflationsrate.
Deswegen: Girokonto muss man haben, die Konditionen sollte man vergleichen, aber das ist nicht das Finanzinstrument der Wahl um Zinsen zu erhalten.
Wo bekomme ich Zinsen für mein Geld? Mit dem Sparbuch?
Es ist ja bekannt, dass das Sparbuch nun wirklich nicht die beste Geldanlage ist, aber wir kommen da irgendwie nicht von los. Circa ein Drittel der Deutschen hat ein Sparbuch.
Das Sparbuch ist in den letzten Jahren etwas zurückgegangen, aber noch immer liegen in Deutschland 460 Milliarden Euro schlecht verzinst auf Sparbüchern rum.
Es gibt vereinzelt Angebote, bei denen mit besseren Zinsen geworben wird, aber das macht meiner Meinung nach den Kohl nicht fett. Und nicht selten sind Sparbücher wenig flexibel. Das meint, dass es Obergrenzen gibt, wie viel man abbuchen kann, manchmal gibt es Kündigungsfristen oder man muss als Strafe für das Abheben einen sogenannten Vorschusszins entrichten.
Flexibilität ist das Stichwort für das Tagesgeld. Für Details kannst Du wie zuvor erwähnt nochmal Folge 62 nachhören. Da habe ich das Tagesgeld mit einer Anlage in ETFs verglichen.
Wo bekomme ich Zinsen für mein Geld? Mit Tagesgeld oder Festgeld?
In aller Kürze: Beim Tagesgeld kannst Du mittlerweile wieder recht ordentliche Zinsen erhalten. Du kannst das Geld tagesaktuell auf dem Konto anlegen und auch wieder abziehen. Es ist also kurzfristig verfügbar und erwirtschaftet eine Rendite, was in der Kombination wirklich stark ist.
Etwas aufpassen sollte man bei Lockangeboten. Oft bekommt man als Neukunde besonders gute Konditionen. Das ist auch in Ordnung und Du kannst davon als Anlegerin oder Anleger profitieren. Du solltest aber die Konditionen genau prüfen. Du könntest ebenfalls prüfen, ob die Zinsen monatlich, vierteljährlich oder jährlich gutgeschrieben werden. Der Effekt mag überschaubar sein, aber das hat durchaus einen Einfluss auf den Zinseszins
Etwas weniger flexibel ist das Festgeld. Wie der Name nahelegt, legst Du Dein Geld für einen festen Zeitraum und zu einem fest definierten Zinssatz an. Das können wenige Monate oder auch Jahre sein. Während dieser Laufzeit kommst Du nicht an Dein Geld ran, aber Du erhältst eine fest planbare Rendite.
Nun könnten die Zinsen am Markt während der Laufzeit steigen. Dann würdest Du immer noch den “alten” niedrigeren Zinssatz bekommen. Sie können aber ebenso fallen. Da hättest Du Dir den alten Zinssatz gesichert.
Meine persönliche Meinung ist: Wenn Du heute weißt, dass Du zum Beispiel in zwei Jahren einen bestimmten Betrag benötigst, dann ist Festgeld eine sehr interessante Möglichkeit, damit Dein Geld in diesem Zeitraum auch eine Rendite erwirtschaftet.
Aufpassen solltest Du bei Kombiprodukten. Dabei wird Dir zum Beispiel ein attraktiver Festgeldzins in Aussicht gestellt, unter der Voraussetzung, dass Du bei dem Anbieter zusätzlich einen bestimmten Aktienfonds oder ein anderes Finanzprodukt erwirbst. Davon ist nach Meinung vieler Experten dringend abzuraten. Ein Grund ist bspw., dass Du bei der Fondsanlage kaum eine eigene Wahl treffen kannst, sondern Dir in der Regel nur wenige Fonds vorgegeben werden, aus denen Du eine Auswahl treffen kannst.
Wo bekomme ich Zinsen für mein Geld? Mit dem Sparbrief?
Beim Sparbrief legt man einen bestimmten Betrag für einen zuvor definierten Zeitraum und Zinssatz an. Der Sparbrief ist somit etwas vergleichbar mit dem Festgeld.
Die Unterschiede liegen zum Beispiel in der Laufzeit. Beim Sparbrief liegt diese in der Regel zwischen ein bis zehn Jahren. Festgeld wird meist für nur 1-3 Jahre oder für nur wenige Monate abgeschlossen. Eine längere Laufzeit kann eine höhere Verzinsung geben, das Kapital ist aber auch länger gebunden. Festgeld ist somit tendenziell etwas flexibler als der Sparbrief.
Bei der Verzinsung gibt es beim Sparbrief zwei Möglichkeiten:
- Man kann die Zinsen jährlich ausgeschüttet bekommen, also sie werden aufs Girokonto überwiesen.
- Die sogenannte Zinsansammlung. Dabei werden die Zinsen reinvestiert, man profitiert also vom Zinseszins, über den ich in Folge 11 gesprochen habe.
Beim Festgeld erhält man die Zinsen üblicherweise am Ende der Laufzeit ausgezahlt. Bei einer Laufzeit von mehreren Jahren kann es manchmal aber auch eine jährliche Auszahlung geben.
Wo bekomme ich Zinsen für mein Geld? Mit Bonussparen?
Das Bonussparen oder auch Prämiensparen ist ein Ratensparvertrag. Dabei zahlst Du für einen meist mehrjährigen Zeitraum jeden Monat einen festen Betrag ein.
Neben den Zinsen zahlen Anbieter oft eine an die Laufzeit gekoppelte Prämie, auch Zinsbonus genannt. Das bedeutet bspw.: Zunächst bekommst Du regulär Zinsen auf das eingezahlte Geld und ab dem dritten Jahr zahlt der Anbieter nochmal eine zusätzliche Verzinsung auf die Einzahlungen im jeweiligen Jahr.
Bonussparen kann das attraktivere Sparbuch sein. Es wird aber nur noch wenig angeboten und ich persönlich bin der Meinung, dass Tagesgeld oder auch Festgeld meist die bessere Wahl wären.
Wenn Du Dich für Bonussparen interessierst, dann solltest Du die Konditionen mit gängigen Tagesgeld- oder Festgeldangeboten vergleichen. Da wäre einerseits die Frage der Zinsen bzw. der Rendite nach Steuern. Ein weiterer Aspekt ist die Flexibilität. Also beim Bonussparen ist das die Frage: Willst Du Dein Geld für einen derart langen Zeitraum binden und wie sind die Konditionen bei einem vorzeitigen Ausstieg?
Wo bekomme ich Zinsen für mein Geld? Ein Grund für die Wahl von Zinsprodukten statt Aktien kann sein, dass man zeitlich flexibler ist.
Und ein in diesem Zusammenhang oft angebrachtes Argument ist die Sicherheit. Aktien bzw. ETFs können im Kurs stark schwanken und ein Unternehmen, dessen Aktien ich besitze, kann auch pleitegehen. Wie ist das bei Produkten wie Anleihen, Tagesgeld und Festgeld?
In Folge 34, der zweiten Folge über Anleihen, habe ich mich mit dem Thema der Sicherheit von Anleihen beschäftigt. Anleihen stehen im Ruf, eine besonders sichere Form der Geldanlage zu sein. Das gilt insbesondere für Staatsanleihen. Das mag im Fall von Anleihen der Bundesrepublik Deutschland auch so sein.
Gleichwohl sind Anleihen nicht per se sicher. Der Kreditnehmer kann ein säumiger Schuldner sein und seinen Zahlungen nicht nachkommen bzw. im schlimmsten Fall ist der Kreditnehmer zahlungsunfähig.Es gibt gute und es gibt schlechte Kreditnehmer. Das gilt für Staatsanleihen als auch für Unternehmensanleihen. Und der Gradmesser für die Sicherheit einer Anleihe ist die Kreditwürdigkeit oder Bonität des Emittenten. Für weitere Details würde ich an dieser Stelle auf Folge 34 verweisen.
Und noch ein Gedanke zu Anleihen in Fremdwährungen, also statt Euro wären das bspw. Der US-Dollar, der polnische Zloty oder die türkische Lira. Anleihen in Fremdwährungen können mitunter deutlich höhere Zinsen abwerfen. Hier ist es nur wichtig, das Währungsrisiko zu beachten. Das kann den Zinsvorteil nämlich zunichtemachen. Da würde ich aufpassen.
Bei Anlageformen wie dem Tages- oder Festgeld kann das ausgebende Finanzinstitut pleitegehen.
Hier ist der Einlagenschutz wichtig. In der Europäischen Union gilt bei Tages- und Festgeld aktuell ein gesetzlicher Entschädigungsanspruch von 100.000 € pro Anleger und Kreditinstitut. Das bedeutet: Im Falle einer Zahlungsunfähigkeit soll das eingezahlte Geld für Privatanleger bis zu einem Betrag von 100.000 € abgesichert sein.
Dazu ein Gedanke: Ich würde mindestens hinterfragen, ob auch finanzschwache Länder bei der Pleite einer einheimischen Bank dem Rechtsanspruch der Einlagensicherung nachkommen können. Also auch wenn das EU-weit gilt, würde ich mich nicht blind darauf verlassen.
In Deutschland gibt es zusätzliche freiwillige Einlagenschutzsysteme der privaten und der öffentlichen Banken, mit denen Kundengelder über den gesetzlichen MIndestrahmen hinaus abgesichert werden sollen. Auf die gibt es aber keinen grundsätzlichen Rechtsanspruch.
Allerdings der Hinweis für alle rechtlichen Fragen: Ich bin kein Jurist, somit ist dies keine Rechtsberatung. Deswegen: Wenn Du das Thema weiter vertiefen möchtest, dann solltest Du einen qualifizierten Rechtsbeistand hinzuziehen.
Und bei Zinsen solltest Du grundsätzlich bedenken, dass die wahre Verzinsung auch immer im Zusammenspiel mit der Inflation gesehen werden sollte und ob Du das Zinseinkommen noch versteuern musst. Also es kann sein, dass der Dir angebotene Zins attraktiv wirkt. Dann könntest Du prüfen, wie sich der Zinssatz zur aktuellen Inflation verhält, also ob der Zins mindestens genau so hoch liegt wie die Inflationsrate.
Und falls Du oberhalb des Steuerfreibetrag liegst, also Du auf den Zinsertrag noch steuern zahlen musst, dann könntest Du prüfen, wie sich die zu zahlende Steuer auf Deinen endgültigen Zinsertrag auswirkt. Auch das könntest Du mit der Inflation vergleichen und für Dich prüfen, ob Du mit dem angebotenen Zins nach Abzug der Steuer eine reale Rendite erwirtschaftest oder ob Du trotz Geldanlage letztlich einen Kaufkraftverlust erleidest.
PS: Das Titelbild ist an der Costa Brava entstanden.