in der heutigen Ausgabe geht es darum, wie man ein Vermögen erhalten kann. Nun sagst Du vielleicht: Moment mal, in diesem Blog bzw. dem Podcast geht es doch um den Vermögensaufbau.
Und überhaupt: ich bin gar nicht wohlhabend, was kümmern mich da die Lektionen, wie man ein Vermögen erhalten kann.
Das mag ein berechtigter Einwand sein. Um das direkt einzuordnen: Ein Vermögen kann kleiner oder größer sein. Das heißt nicht zwingend, viele Millionen zu besitzen.
Ich bin außerdem der Meinung, dass auch wenn Du Dich heute nicht als wohlhabend bezeichnest, so können die Lehren, wie man ein Vermögen erhält, für Dich trotzdem hilfreich sein.
Hier geht es zum Podcast:
Wenn man sich mit Literatur über Finanzen und Geldanlage beschäftigt, dann findet man eine gefühlt unendliche Anzahl Bücher zum Thema.
Wie Du vielleicht schon festgestellt hast, bin ich ein großer Freund von guten Finanzbüchern. Ich zitiere gerne Autoren, deren Gedanken ich aufschlussreich finde und viele Themen-Ideen kommen mir beim Lesen. Zur Wahrheit gehört ebenfalls, dass es auch viele schlechte Finanzbücher bzw. Autoren gibt.
Man kann immer wieder zwei Gattungen beobachten, die auch bereits in diesem Blog bzw. Podcast angesprochen wurden.
Da sind einerseits die Euphoriker, die uns oft von ihren vermeintlichen sensationellen Erfolgen berichten und die uns nun das Rezept andienen, mit dem wir ebenfalls in wenigen Jahren reich und finanziell unabhängig werden. Die Lehren dieser Leute sind in der Regel aberwitzig, wirklich wenig hilfreich für den Vermögensaufbau oder gar gefährlich. Weitere Details kannst Du nochmal in Folge 5 über Autoritätsgläubigkeit nachhören.
Umgekehrt gibt es die Crash-Apologeten, über die ich in Folge 16 über finanzielle Zuversicht gesprochen habe. Auch die sind selten um schlaue Ratschläge verlegen und haben immer eine spannende Geschichte im Gepäck, warum der Börse der totale Kollaps bevorsteht.
Das Interessante und auch absurde ist:
Oft sind weder die Euphoriker noch die Crash-Apologeten mit ihren Investitionen wirklich langfristig erfolgreich.
Das müssen sie auch nicht sein, weil ihr Geschäftsmodell ist ein anderes, nämlich die Aufmerksamkeit, die sie um sich und ihre Thesen schaffen, die sie dann in Büchern, Vorträgen oder Seminaren versilbern.
Da stellt sich dann die Frage, wer denn jetzt gute, seriöse und hilfreiche Informationen über den Umgang mit Geld und Finanzen bereithält. Und da bin ich beim Thema des Bewahrens von Vermögen. Das kann nämlich sehr aufschlussreich sein.
Du könntest einerseits Situationen beobachten, in denen Menschen ein Vermögen in den Sand gesetzt haben. Du kannst also aus abschreckenden Beispielen lernen, wie man es besser nicht macht. Und Du könntest Dich ebenfalls mit Menschen beschäftigen, die es schaffen, ihren Wohlstand langfristig zu erhalten.
Und wenn Du ihr Verhalten beobachtest, dann kannst Du möglicherweise Dinge identifizieren, die Dir dabei helfen, bessere finanzielle Entscheidungen zu treffen, auch wenn Du erst dabei bist, ein Vermögen aufzubauen.
Bleiben wir bei der ersten Gruppe: Menschen, die ein Vermögen wieder verloren haben.
Eine mögliche Situation wäre, dass jemand schnell zu Reichtum kommt und diesen dann verprasst.
Zum Beispiel ein Lottogewinn oder ein großes Erbe. Mit den neuen finanziellen Möglichkeiten steigen auch die Ausgaben, wie gewonnen so zerronnen, Stichwort Lifestyle-Falle aus Folge 12.
Eine andere eher unwahrscheinliche, aber durchaus mögliche Situation wäre, dass eine Person zur richtigen Zeit ein Investment getätigt hat, das möglicherweise sehr riskant, aber letztlich äußerst lukrativ war und ihr Reichtum beschert hat. Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Person auch weiterhin ziemlich gewagte Wetten eingehen wird. Und dann ist wiederum die Chance sehr hoch, dass die Person das zuvor angehäufte Vermögen wieder verliert.
Das ist eine Mindset-Frage und man kann das vielleicht auch etwas zugespitzt formulieren: Eine hohe Risikotoleranz half der Person initial ein Vermögen anzuhäufen, vielleicht war auch Glück im Spiel oder die Begleitumstände waren äußerst günstig. Aber schließlich wurde ihr die Risikobereitschaft zum Verhängnis.
Wobei da auch andere Faktoren eine Rolle spielen können, wie Größenwahn. Entgegen widriger Voraussetzungen, habe ich es geschafft, ich bin unbesiegbar.
Und nach dieser Lesart wäre wohlhabend zu werden die eine Sache, wohlhabend zu bleiben, allerdings etwas ganz anderes.
Der Autor Morgan Housel, der hat die Beobachtung gemacht, dass Menschen, die extrem ambitioniert auf ein berufliches oder finanzielles Ziel hinarbeiten, möglicherweise nicht die notwendigen Charaktereigenschaften haben, um zu erkennen, wann sie den Bogen überspannen.
Jemand der sich erfolgreich an die Spitze gearbeitet hat, ist vielleicht dort, weil er oder sie wild entschlossen war, sehr überzeugt von den eigenen Fähigkeiten ist und sich gegen starke Widerstände durchsetzt.
Das sind aber auch genau die Charaktereigenschaften, die dazu führen können, dass man sich verhebt, hohe Wetten eingeht, dabei Risiken ausblendet und möglicherweise auch zu Hybris neigt.
Also eine wirkliche toxische Kombination, die einen in ein finanzielles Desaster stürzen kann. Solche Personen versuchen oft noch ein Schrittchen weiter zu gehen, bis sie schließlich von der Klippe stürzen oder zumindest stark straucheln.
Das ist schon ein grundsätzliches Problem, das nicht nur die über-ambitionierten, sondern uns alle betrifft:
Mit dem Erfolg können sich Denkmuster und Verhaltensweisen einschleichen, die uns schaden: zu viel Optimismus, das Ausblenden von Risiken, oder ein dermaßen großes Selbstvertrauen, das bis zur Selbstüberschätzung und zum Realitätsverlust führen kann.
Der Finanz-Journalist Jason Zweig hat dazu gesagt:
“Being right is the enemy of staying right because it leads you to forget the way the world works.”
Also zu Deutsch:
“Recht haben ist der Feind des Recht behaltens, denn es führt dazu, dass Du vergisst, wie die Welt funktioniert.”
Wenn junge Menschen noch recht neu an der Börse sind und sie investieren in einem Bullenmarkt, also in einer breiten Aufwärtsbewegung der Märkte, die Kurse klettern und klettern. Dann können sie dem Trugschluss verfallen, dass sie Superinvestoren sind, obwohl sie vielleicht einfach Glück hatten. Insofern kann es sehr heilsam sein, gerade zu Beginn der eigenen Investment-Laufbahn, sich auch mal eine blutige Nase zu holen und Verluste zu machen.
Langfristiger Investment-Erfolg verlangt also nach zwei Dingen: es zu bekommen und es zu behalten.
Güter anzuhäufen und sie nicht wieder zu verlieren. Eine Rendite erwirtschaften und sie nicht ins Risiko stellen. Damit sind wir bei der zweiten Gruppe von Menschen, also denjenigen, die es schaffen, ihren Wohlstand langfristig zu erhalten.
Nochmal Morgan Housel, der schrieb in seinem Buch “Die Psychologie des Geldes”:
Es gibt nur einen Weg, wohlhabend zu bleiben, und zwar mit einer Kombination aus Sparsamkeit und Paranoia.
Sparsamkeit ist einfach zu verstehen. Wenn Du mehr ausgibst, als Du hast oder als Du an Rendite erwirtschaftest, dann verlierst Du Deinen Wohlstand. Paranoia ist vielleicht etwas zugespitzt formuliert, das wäre ja schon pathologisch. Man könnte auch große Vorsicht sagen. Und große Vorsicht walten zu lassen, knüpft an den zuvor genannten Aspekt an, dass sich mit Erfolg schlechte Verhaltensweisen einschleichen können:
Du musst widerstehen, Dummheiten zu begehen
Sei es aus Nachlässigkeit oder auch aus Überheblichkeit, die wiederum dadurch getriggert sein können, dass Du zuvor ja erfolgreich warst. Also Du meinst schon zu wissen, was Du tust.
Vielleicht hat Dich zuvor die Paranoia oder auch Vorsicht überhaupt erst erfolgreich gemacht. Jetzt bist Du erfolgreich und Du entspannst Dich, siehst die Sache lockerer. Vielleicht zu locker und Du begehst Fehler oder Du gehst doch das ein oder andere Investment ein, dass Dir zuvor, als Dir nicht so viel Geld zur Verfügung stand, zu riskant erschien. Housel meint dazu:
Gutes Investieren bedeutet nicht zwingend, gute Entscheidungen zu treffen. Es bedeutet, nicht andauernd Mist zu bauen.
Da schließt sich der Kreis zu Charlie Munger aus Folge 14 über die erste Regel des Investierens: Vermeide es, Dummheiten zu begehen, anstatt zu versuchen, sehr intelligent zu sein.
Es geht also auch um Demut, um Bescheidenheit.
Wenn Du sehr erfolgreich bist, kann sich die Meinung einschleichen, dass Du extrem gut bist, in dem, was Du tust. Vielleicht hattest Du auch Glück und vielleicht übersiehst Du, dass sich die Dinge geändert haben.
Und Vorsicht ist schon in Abgrenzung zur in Folge 10 beschriebenen Verlustaversion zu sehen. Vorsicht ist gut. Zu große Vorsicht aus Angst oder eben Verlustaversion ist weniger gut. Es geht um die richtige Balance, um rationalen Optimismus. Wir sollten nicht euphorisch agieren, aber auch nicht nur Gefahr und Verlust wittern.
Das Denkmodell der Vorsicht, des steten “auf der Hut seins” ist auch eine bekannte Management Philosophie, die zum Beispiel vom Intel-Mitgründer Andrew Grove vertreten wurde.
Er meinte, dass ein bisschen Angst durchaus gesund sei, besonders wenn man in der Vergangenheit erfolgreich war. Die Harvard Business Review schrieb dazu, dass Angst oder auch Paranoia ein gesundes Gegenmittel gegen die Selbstzufriedenheit sein kann, die der Erfolg oft hervorruft.
Und der Investor Michael Moritz stellte fest, dass seine Firma Sequoia Capital über viele Jahrzehnte erfolgreich war, weil sie immer Angst hatten. Sie konnten nicht davon ausgehen, dass der Erfolg von gestern auch das Glück von morgen bedeutet.
Also wenn Du allen Grund hättest, selbstbewusst und optimistisch zu sein, dann lauern Gefahren, dann solltest du auf der Hut sein. Und diesen Geist der Vorsicht und der Demut kann man auch sehr gut bei vielen Familienunternehmen beobachten.
Familienunternehmen haben meist kein überspanntes Profitstreben.
Die sind sehr oft davon getrieben, das Erreichte zu bewahren, solide zu wirtschaften, den Erfolg nicht ins Risiko zu stellen und die Firma gut gedeihend der nächsten Generation zu übergeben. Angestellte Manager wiederum werden oft nach relativ kurzfristigen Ergebnissen bewertet. Das kann auch dazu führen, dass sie größere Risiken eingehen.
Anders ausgedrückt: Wohlstand zu bewahren bedeutet nicht unbedingt, noch reicher zu werden, sondern zu überleben.
Vermutlich bist Du nicht in der Situation, einen bereits aufgebauten Wohlstand zu bewahren oder zu überleben.
Wenn Du erst dabei bist, Dir ein Vermögen aufzubauen, wenn Du langfristige finanzielle Ziele verfolgst, zum Beispiel ein Sparstrumpf fürs Alter, um dann Deinen Lebensstandard zu finanzieren, dann willst Du das nicht ins Risiko stellen und Dein Vermögen sollte schon bis dahin überleben.
Und ob Du erst auf dem Weg zu Wohlstand bist oder ihn schon erreicht hast und nun bewahren möchtest: Viele in diesem Podcast genannte Dinge greifen gleichermaßen:
- Folge 6 über Instant Gratification oder Folge 12 über die Lifestyle-Falle haben aufgezeigt, wie Du Deinen Finanzen durch Dein Verhalten schaden kannst
- Folge 14 über die erste Regel des Investierens hat sich damit beschäftigt, wie Verluste den erfolgreichen Vermögensaufbau torpedieren und gleichzeitig können sie auch ein bestehendes Vermögen vernichten.
Und Folge 1 über die ersten Schritte der Geldanlage hat sich damit beschäftigt, wie ein Haushaltsbuch Dir dabei helfen kann, Deine Ausgaben im Griff zu haben. Das gilt ebenso für Menschen, die ein komfortables Finanzpolster haben.
Ich habe in dieser Folge aber ebenfalls dazu gesprochen, dass die Beschäftigung mit den eigenen Finanzen eine Selbsterfahrung sein kann. Indem Du Dir Fragen stellst: Was ist mir wichtig? Was will ich erreichen? Dann entwickelst Du vielleicht einen Plan, wo will ich in 10 oder in 20 Jahren stehen.
Menschen, die ihr Vermögen bewahren, tun in der Regel nichts anderes.
Sie stellen sich Fragen, was sie sich leisten können, sich leisten wollen, wie das mit ihren finanziellen Mitteln vereinbar ist und was dies für ihre finanziellen Entscheidungen bedeutet. Sie malen ein Bild von ihrer finanziellen Zukunft.
Und auch sie lassen ihr Geld für sich arbeiten, sie haben einen langfristigen Blick und sie profitieren von der wunderbaren Kraft des Zinseszins. Wenn Du vermögend sein möchtest, dann kann es helfen, genau zu gucken, was vermögende Menschen in Geldfragen so tun.
Manche werden reich geboren, andere haben sich hochgearbeitet.
Wohlhabend zu bleiben, bedingt, dass Du genügsam bist, keine Dummheiten mit Deinem Geld machst und Dir vergegenwärtigst, dass vielleicht auch Glück im Spiel ist, dass Du nicht alles weißt und dass die Zukunft Überraschungen bereithalten kann.
Das letzte Wort gehört Morgan Housel, der mich mit seinem großartigen Buch “die Psychologie des Geldes” zu dieser Folge inspiriert hat. Er schreibt:
“Ich möchte nicht nur hohe Renditen erzielen, sondern auch finanziell solide aufgestellt sein. Und wenn ich solide dastehe, glaube ich, dass ich die größten Renditen erzielen werde, weil ich lange genug dabei bleiben kann, damit der Zinseszins Wunder wirken kann.”
PS: Das Beitragsbild ist in Brandenburg entstanden.