Die ersten 100.000 Euro. Warum dieses Thema? 100.000 € ist mit Blick auf die Geldanlage und den Vermögensaufbau eine sehr interessante Zahl. Nun mag mancher vielleicht einwenden: 100.000 €, diese Zahl ist weit weg von meiner finanziellen Realität. Und mancher sagt vielleicht: die ersten 100.000 Euro, schön und gut, aber mein Ziel ist 1.000.000 €, warum soll ich mich dann auf die ersten 100.000 Euro fokussieren?
Das mögen berechtigte Einwände sein. Gleichwohl: Wenn Du über nur wenig Geld verfügst und die ersten 100.000 Euro für Dich allzu ambitioniert sind, dann sollte Dich diese Folge nicht abschrecken.
Du könntest die ersten 100.000 Euro auch eher als symbolischen Betrag verstehen und ein geringeres Ziel setzen. Das habe ich in diesem Podcast schon öfters angesprochen: Auch wenn Dir nur wenige Euros im Monat zum Sparen und Investieren zur Verfügung stehen, dann ist dies kein Grund, den Vermögensaufbau nicht anzugehen.
Vielleicht ist dieser Betrag aber auch gar nicht so unrealistisch. Und möglicherweise kann dieser Betrag ein sehr guter Meilenstein für Deinen Vermögensaufbau sein – egal, ob Du nun die magische Million anstrebst oder Du einen geringeren Betrag für die Zukunft avisierst.
Hier geht es zum Podcast:
Trotzdem die Frage: Warum die ersten 100.000 Euro?
Könnten es nicht auch 95.000 € oder 98.000 € sein? Wie eben schon erwähnt, 100.000 € sind zwar ein interessanter, aber ein eher symbolischer Betrag. Das ist einerseits eine runde Zahl. Damit können wir Menschen gut arbeiten, das ist für uns greifbar und leicht zu merken.
Zudem ist das ein sechsstelliger Betrag und das macht – zumindest psychologisch – eine stärkere Wirkung als ein fünfstelliger Betrag. Und der Betrag ist auch nicht gering, also das ist schon ein ordentliches Ziel, auf das man hinarbeiten muss. Um das zu erreichen, müssen sich die meisten Menschen schon ziemlich anstrengen und den Weg des Sparens und Investierens sehr diszipliniert angehen.
Den Betrag habe ich auch nicht völlig aus der Luft gegriffen. Die Zahl hat Charlie Munger genannt, der Kompagnon von Warren Buffett. Charlie Munger verstarb im November 2023 und er hinterließ ein Vermögen von schätzungsweise 2,5 Mrd. US-Dollar. Da mag man sich die Frage stellen, warum gibt sich ein so schwerreicher Mensch mit einem Betrag von “nur” 100.000 € bzw. Dollar ab?
Munger war Zeit seines Lebens bekannt für pointierte aber eben auch sehr kluge Aussagen über finanziellen Erfolg. Und auf einer Hauptversammlung von Berkshire Hathaway, das ist die von ihm und Buffett gemanagte Beteiligungsgesellschaft, da sagte Munger der versammelten Zuhörerschaft, dass die ersten 100.000 Euro ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zu langfristigem Wohlstand sind. 100.000 €, das sei ein richtiges Biest, aber man sollte alles dafür tun, um diesen Meilenstein zu erreichen – auch wenn man alle Wege zu Fuß erledigt und nichts isst, was nicht mit einem Rabatt bzw. im Angebot gekauft wird.
Egal was Du tust, finde einen Weg, an 100.000 € zu kommen.
Da schließt sich die Frage an: Wie komme ich überhaupt an die ersten 100.000 Euro und warum gerade diese Zahl?
Egal, welchen Betrag Du anstrebst: Wenn Du viel Geld ansparen möchtest, dann solltest Du versuchen, Deine Einnahmen zu erhöhen und Deine Kosten zu senken.
Das umfasst so Themen wie:
- sparsam und genügsam sein, also dass man unter seinen finanziellen Möglichkeiten lebt
- Das bedeutet ebenfalls seine Kosten im Griff zu haben, also zum Beispiel indem man einen Haushaltsplan hat, mit dem die anfallenden Kosten geplant und kontrolliert werden
- Und gleichzeitig ist natürlich auch die Einnahmenseite relevant, also die Frage: Wie kann ich mein Gehalt steigern oder weitere Verdienstmöglichkeiten erschließen.
Weitere Details kannst Du nochmal in Folge 36 nachhören “So erhöhst Du Deine Sparquote” oder auch in Folge 38 “Wer den Pfennig nicht ehrt”.
Mungers Schneeball
Wenn jemand wie Charlie Munger über den langfristigen Vermögensaufbau spricht, dann zielt er mit einer solchen Aussage meiner Meinung nach auf weitaus mehr als auf lediglich den Betrag von den ersten 100.000 Euro. Er sagt selbst, dass die ersten 100.000 Euro eine sehr hohe Hürde sind, aber dass sie ein entscheidender Meilenstein für den langfristigen Vermögensaufbau sind.
Und da greift ein Bild, das Warren Buffett und er öfters benutzt haben, nämlich dass das Erlangen von Wohlstand wie das Rollen eines Schneeballs ist. Man fängt sehr klein an, aber mit der Zeit wächst der Schneeball immer weiter. Entsprechend hilfreich ist es, dass man sich an die Spitze eines hohen Berges begibt, damit der Schneeball möglichst lange rollen kann.
Auf die Geldanlage übersetzt heißt das in meinen Augen, dass man früh anfangen sollte, also dass der Zeitraum, in dem der Schneeball rollen und wachsen kann, möglichst lang ist.
Munger hat nicht weiter ausgeführt, warum gerade die ersten 100.000 Euro so wichtig seien. Aber für mich repräsentieren die ersten 100.000 Euro einen signifikant großen Schneeball, der – wenn er einmal diese Größe erreicht hat – dann immer schneller wächst und über einen langen Zeitraum zu stattlicher Größe wachsen kann, Stichwort die wunderbare Kraft des Zinseszins aus Folge 11.
Vor allem ist das ein ziemlich lehrreicher Weg. Wenn ich mit wenig Geld anfange, dann sind 100.000 € erstmal wahnsinnig viel Geld. Ich fange an zu sparen und zu investieren, ich erlebe mal Rückschläge, aber insgesamt geht es bergauf.
Dann ist das Erreichen von 100.000 € für mich nicht nur ein besonderes Ereignis. Vielmehr habe ich auf dem Weg zu diesem Betrag eine Menge gelernt, ich habe die wahrscheinlich höchste Hürde zum Vermögensaufbau genommen und ich habe mir Verhaltensweisen angeeignet, die für den Vermögensaufbau insgesamt wichtig sind.
Ich habe also nicht nur einen ordentlichen Schneeball erschaffen. Ich habe die Schritte für den Vermögensaufbau verinnerlicht. Ich habe das richtige Mindset und ich habe den Weg beschritten, um mein finanzielles Schicksal in meine Hände zu nehmen.
Man kann die ersten 100.000 Euro auch mathematisch betrachten.
Angenommen, eine Person hat als langfristiges Ziel ein Vermögen von 1.000.000 € aufzubauen. Und nehmen wir ferner an, dass die Person 10.000 € pro Jahr investiert, wobei sie eine jährliche Rendite von 7% erzielt. Dann dauert es 30,7 Jahre bis zum Erreichen der Million und 7,8 Jahre bis zum Meilenstein von 100.000 €.
Und jetzt wird’s interessant: 100.000 € sind 10% von 1.000.000 €. Und 7,8 Jahre sind 25% von 30,7 Jahren. Anders ausgedrückt: Nach 7,8 Jahren ist 25% der Zeit bis zum Ziel von 1.000.000 € vergangen. Und gleichzeitig hat die Person nur 10% der Zielsumme erreicht, 100.000 € von 1.000.000 €.
Das bedeutet: Die nächsten Jahre, wird das Geld deutlich schneller wachsen. Bei gleichbleibender Einzahlung und gleichbleibender Rendite dauern die nächsten 100.000 € nur 5,1 Jahre, also 17% des Gesamtzeitraums. Die nächsten 100.000 € dauern 3,8 Jahre, also 12% des Gesamtzeitraums.
Bis man schließlich bei den letzten 100.000 € ist, also dem Sprung von 900.000 € auf 1.000.000 €, das dauert in dem Modell weniger als 1,5 Jahre, also weniger als 4,5% des Gesamtzeitraums.
Das ist der Zinseszins.
Mit den ersten 100.000 € hat der Schneeball eine signifikante Größe erreicht und das weitere Rollen schlägt sich nun richtig nieder. Und die Devise von Munger wird deutlich: Man sollte alles dafür tun, um möglichst schnell über möglichst viel Geld zu verfügen, also einen ordentlichen Schneeball zu formen. Dann kann der Schneeball richtig fett werden. Einmal ins Rollen gebracht, rollt er immer schneller.
Fazit über die ersten 100.000 Euro
Meiner Meinung nach können das Bild des Schneeballs und das Gedankenspiel um die ersten 100.000 € nicht nur hilfreich sein, um wichtige Aspekte des Vermögensaufbaus wie den Einfluss des Zinseszins zu verdeutlichen. Fast noch wichtiger finde ich den Aspekt der eigenen Verhaltensweisen und der notwendigen Disziplin, die es braucht, um erfolgreich ein Vermögen aufzubauen.
Ich glaube, dass man bereits auf dem Weg zum Meilenstein den ersten 100.000 € wichtige finanzielle Verhaltensweisen und ein klares Verständnis der eigenen Finanzen tief verinnerlicht. Wenn man das nicht schon vorher mitbringt, vollzieht man auf dem Weg mit Blick auf die eigenen Finanzen einen mentalen Wandel. Und egal welche finanziellen Entscheidungen man für sich treffen wird, man hat auf jeden Fall ein tiefes Verständnis, um für sich gute finanzielle Entscheidungen zu treffen.
Der Weg für die ersten 100.000 Euro kann dauern bzw. wahrscheinlich wird er Jahre dauern. Und das ist auch vollkommen in Ordnung. Man definiert ein Ziel, man verfolgt einen Plan, um das Ziel zu erreichen, man übt sich in Disziplin, man reflektiert das eigene Verhalten und vermutlich wird man einmal angelegte Geldgewohnheiten auch langfristig beibehalten.
Abschließend sei nochmal wiederholt: Natürlich funktioniert dieser Mechanismus auch, wenn Du einen kleineren Meilenstein und einen geringeren Endbetrag als Ziel wählst. Nur solltest Du gemessen an Deinen finanziellen Möglichkeiten diesen ersten Meilenstein nicht zu klein wählen. Er sollte schon ein ambitioniertes Zwischenziel darstellen.
PS: Das Titelbild ist in der Pfalz entstanden.