Das Glück ist mit den Tüchtigen

Das Glück ist mit den Tüchtigen. Was hat es mit dieser Redewendung auf sich? Welche Rolle hat Fleiß auf unser Glück? Und was bedeutet das nun für unsere Finanzen bzw. für unser Glück und Wohlergehen bei Geldfragen?

Hier geht es zum Podcast:

Ich bin ein Freund von Sprichwörtern und Redewendungen.

Denn oft steckt eine grundsätzlich gute Botschaft in ihnen drin, die sich über Jahrzehnte oder Jahrhunderte mal mehr, mal weniger bewahrheitet hat. In Folge 81 bspw. habe ich mich mit Eigenverantwortung und dem Sprichwort “Jeder ist seines Glückes Schmied” beschäftigt. 

Diese Eigenverantwortung gilt auch oder insbesondere beim Thema Finanzen. Niemand wird die Geldanlage und den Vermögensaufbau für Dich erledigen. Dafür bist Du selbst verantwortlich. Und auch mit Blick auf Dein finanzielles Verhalten, Deinen Umgang mit Geld, solltest Du Dein Schicksal in deine eigenen Hände legen. Du bist Deines Glückes Schmied. 

Zum Thema Glück gibt es eine weitere Redewendung, die sich wunderbar auf das liebe Geld anwenden lässt. Nämlich: “Das Glück ist mit den Tüchtigen”. Dieser Ausdruck geht zurück auf das lateinische Sprichwort Fortes Fortuna Adiuvat, das aus verschiedenen Sagen, Geschichten und Mythen der Antike überliefert ist und seinen Ursprung vermutlich in der griechischen Literatur hat. 

Heute gibt es verschiedene Varianten des Ausdrucks – mal gilt das Glück den Tapferen, mal den Starken und mal den Tüchtigen. Die Unterschiedlichkeit rührt daher, dass die drei Wörter auf Latein in beliebiger Reihenfolge stehen können, was jeweils zu einer leicht unterschiedlichen Bedeutung führt. 

Allen Varianten ist gemein, dass sie die Belohnung von Mut, Stärke oder Fleiß betonen und dass sie nahelegen, dass sich harte Arbeit, Disziplin und Durchsetzungsvermögen auszahlen und mit einer größeren Wahrscheinlichkeit in Erfolg oder eben Glück münden.

Und das Sprichwort hat sich nicht nur auf der ganzen Welt verbreitet, sondern es hat ebenfalls Einzug in die Popkultur gefunden. Sei es in der Serie Star Trek oder dem Film Gangs of New York. Und auch die Figur des John Wick im gleichnamigen Film hat ein entsprechend lautendes Tattoo auf dem Rücken.

Doch kommen wir zum Thema Geld und zur Beschäftigung mit der Frage, wie und warum Fleiß und Tüchtigkeit mit Glück belohnt werden.

Das Glück ist mit den Tüchtigen – stimmt das bei Finanzen?

Nun mag mancher kritisch anmerken, dass der Ausdruck “Das Glück ist mit den Tüchtigen” im Kontext von Finanzen bzw. mit Blick auf frühere Aussagen in diesem Podcast bzw. Blog etwas widersprüchlich ist. 

In Folge 53 über Glück an der Börse habe ich gesagt, dass Glück nur die positive Seite des Zufalls ist. Beim Investieren können wir kurzfristig Glück oder Pech haben – kurzfristig sind die Märkte anfällig für Emotionen und für irrationale Kursbewegungen. Langfristig hingegen setzt sich bei der Geldanlage Qualität durch. Langfristig zählt unser Können. Da zeigt sich, ob wir gute oder schlechte Entscheidungen treffen. 

Sich auf Glück zu verlassen, ist somit keine gute Strategie für den Vermögensaufbau. Wir sollten uns der Präsenz des Zufalls, also von Glück bzw. Pech, bewusst sein. Wir sollten unsere Entscheidungen aber so treffen, dass sie dafür wenig anfällig und sie vor allem langfristig erfolgversprechend sind. 

Mit Blick auf das Sprichwort “Das Glück ist mit den Tüchtigen” sehe ich Glück eher als Synonym für Erfolg. Und dann könnte man die Redewendung auch leicht anders interpretieren und aus ihr ableiten, dass wir erfolgreich sein werden oder zumindest eine höhere Chance auf Erfolg haben, wenn wir auf den Erfolg hinarbeiten. 

Es geht also auch hier um Eigenverantwortung. Wir müssen es anpacken. Und es geht um unsere Willenskraft, die für den Erfolg notwendige Arbeit zu verrichten. Und insbesondere mit dem Faktor Willenskraft, den Willen, die Arbeit zu verrichten, möchte ich mich etwas tiefer beschäftigen.

Das Glück ist mit den Tüchtigen und die Willenskraft

In Folge 21 über die Kunst ein Vermögen zu erhalten, habe ich beleuchtet, wie wohlhabende oder auch sehr reiche Menschen es schaffen, ihr Vermögen nicht zu verlieren. Und wir können ebenso untersuchen, ob sich Muster erkennen lassen, wie Menschen ein Vermögen aufgebaut haben. 

Jedes Vermögen, das nicht geerbt wurde oder einem sonstwie durch glückliche, vielleicht ungerechtfertigte, möglicherweise schicksalhafte Fügungen in den Schoss gefallen ist, jedes Vermögen resultiert aus Arbeit, man könnte auch sagen Tüchtigkeit und aus einem starken Willen.

Natürlich mag es glückliche Begleitumstände geben – zum Beispiel zu welcher Zeit, in welchem Land, in welche Umstände man hineingeboren wurde, Stichwort Geburtenlotterie aus Folge 81. Aber entweder hat jemand auf ein Vermögen gezielt hingearbeitet. Oder er oder sie wurde aufgrund seiner bzw. Ihrer Arbeit mit etwas anderem erfolgreich und das Vermögen kam als Nebeneffekt daher. 

In jedem Fall hatte jemand ein Ziel vor Augen und den Willen, dieses Ziel anzugehen, die Arbeit zu investieren. Und der eigene Wille, etwas zu schaffen, ist meiner Meinung nach gar nicht wichtig genug einzuschätzen.

In seinem Buch “Think and grow rich” beschreibt der Autor Napoleon Hill die Geschichte eines Feldherren, der sich viel mächtigeren Gegnern gegenüber sah. Er segelte mit seinen Truppen ins feindliche Land, dort verbrannte er die eigenen Schiffe und sodann wandte er sich an seine Soldaten: 

“Der Rückweg ist abgeschnitten. Wir kommen hier nicht weg. Entweder wir siegen, oder wir gehen unter.”

Sie siegten. Das ist natürlich ein krasses Beispiel für starken Willen bzw. Es gibt zwei Dimensionen: Den Überlebenswillen der Soldaten und den Siegeswillen des Feldherren. Jedenfalls zeigte der Feldherr eine enorme Willenskraft in der Verfolgung seines Plans, um sein Ziel zu erreichen. Und sein Siegeswillen ging scheinbar über seinen biologischen Überlebenswillen hinaus. 

Etwas weniger martialisch ist das im Sport. Auch da geht es um die Bereitschaft, hart zu arbeiten, unglaubliche Mühen bis hin zu Leid auf sich zu nehmen, auf ein Ziel hinzuarbeiten, um erfolgreich zu sein, das Ziel zu erreichen. 

Also um das klarzustellen: In dieser Folge soll nicht postuliert werden, alles dem Ziel Erfolg unterzuordnen. Das übermäßige Streben nach Erfolg kann auch negative Seiten haben, wie zum Beispiel Rücksichtslosigkeit, Egoismus oder Selbstausbeutung. Gemeint ist also nicht eine eindimensionale Lebensweise, die dem Erfolg alles unterordnet. Und natürlich sollte man auch nicht vergessen, dass das Leben auch aus Muße und Genuss besteht.

Doch kommen wir zurück zu den großen Vermögen, da kann man nämlich ebenfalls beobachten, wie bewusst und mit großer Willenskraft auf ein Ziel hingearbeitet wird.

Warren Buffett ist einer der reichsten Menschen der Welt und der wahrscheinlich erfolgreichste Investor unserer Zeit.

Schon als Kind hatte er den Willen, reich zu werden. Er kaufte Kaugummis oder Colaflaschen in größeren Mengen und verkaufte diese mit Gewinn einzeln weiter. Bereits im Alter von 11 Jahren kaufte er seine erste Aktie. Mittlerweile ist Buffett über 90 Jahre alt. Und er investiert noch immer.

Interessanterweise hat er einen Großteil seines Vermögens nach seinem 65. Lebensjahr gemacht. Morgan Housel schreibt dazu in seinem Buch “Die Psychologie des Geldes”, dass Buffetts Fähigkeit das Investieren ist, aber sein Geheimnis ist die Zeit. Das ist die wunderbare Kraft des Zinseszins, über die ich in Folge 11 gesprochen habe. 

Man kann da aber auch so daufblicken, dass er sich in all den Jahrzehnten jeden Tag viele Stunden mit dem Investieren beschäftigt hat. Also investieren ist sein Lebensthema. In jedem Fall zeugt sein Engagement, seine Arbeit von enormer Willenskraft. 

Diese Willenskraft lässt sich auch bei Sam Walton beobachten, dem Gründer des amerikanischen Einzelhandelsgiganten Walmart. Die Walton-Familie zählt mit einem Vermögen von über 250 Milliarden US-Dollar zu den reichsten Dynastien der Welt. 

Und der unbedingte Wille zum Erfolg, die Bereitschaft, hart dafür zu arbeiten, wird in Sam Waltons Autobiographie “Made in America” deutlich. Schon als Kind zeigte er bei allem, was er sich vornahm, einen starken Ehrgeiz. Sein Bruder beschreibt einen Wettbewerb unter Zeitungsausträgern, wobei derjenige gewann, der die meisten Abos verkaufte. Wenig überraschend gewann Sam. Auch im Sport erzielte er Höchstleistungen – wahrscheinlich hatte er auch Talent, aber in jedem Fall trainierte er sehr hart um zu gewinnen. Allein die Möglichkeit zu verlieren, also in seinen Augen keinen Erfolg zu haben, war für ihn laut eigener Aussage keine Option.

Das mögen Charakterzüge sein, die vielleicht auch mit seiner Erziehung erklärt werden können. Und vermutlich hatte es auch einen Einfluss, dass er inmitten der Großen Depression aufwuchs, das war die Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Er musste also von jeher viel arbeiten und Geld verdienen. Jedenfalls wird beim Lesen seiner Autobiographie deutlich, dass der unglaubliche Erfolg von Walmart insbesondere in den frühen Jahren zu großen Teilen der harten Arbeit und dem unbedingten Willen zum Erfolg von Sam Walton zuzuschreiben ist. 

Ich glaube, dass das etwas ist, was wir bei allen Unternehmerinnen und Unternehmern sehen können, die erfolgreich etwas aufgebaut haben: Sie hatten einen starken inneren Antrieb und sie haben viel Zeit und viel Arbeit in die Erreichung ihrer Ziele investiert. Sie waren tüchtig und das wurde mit Glück bzw. Mit Erfolg belohnt.

Das heißt nicht, dass nun jeder nach extremem Reichtum streben sollte oder dass großer Fleiß in jedem Fall Reichtum verspricht. Aber die Chance, finanziellen Erfolg zu haben, wird in den meisten Fällen durch Fleiß überhaupt erst ermöglicht.

Nun werden wir vermutlich nicht der nächste Warren Buffett oder der nächste Sam Walton werden. Egal wie hart wir arbeiten.

Wir können wohl auch nicht alle Millionäre werden. Und natürlich gibt es Lebensumstände oder auch Schicksalsschläge, die das Prinzip von “Das Glück ist mit den Tüchtigen” mindestens relativieren. Aber wir alle können im Rahmen unserer Möglichkeiten auf unser Stück vom Kuchen hinarbeiten.

Das bedeutet einerseits, dass wir die Beschäftigung mit unseren Finanzen, das Sparen und Investieren, überhaupt anpacken müssen. Das ist die Grundvoraussetzung. Und dann ist es hilfreich, dass wir Ziele formulieren, Stichwort Folge 63 mit der Frage: Was ist Dein finanzielles Ziel? 

Der verstorbene Fußballtrainer Christoph Daum hat einmal seine Lebensphilosophie mit den Worten “Erfolg ist planbar” beschrieben. Wenn wir ein Ziel vor Augen haben, dann können wir einen Plan entwickeln, wie wir dieses erreichen. 

Die Frage ist, was überhaupt notwendig ist, um das eigene Ziel zu erreichen. Der Investor Bogumil Baranowski ist der Meinung, dass es beim Investieren aber auch im Leben insgesamt weniger um Chancen geht, als vielmehr darum, sich bietende Gelegenheiten zu ergreifen. Das erinnert an Folge 1 über die ersten Schritte der Geldanlage. Da hatte ich Woody Allen zitiert, wonach neunzig Prozent des Erfolgs im Leben darin besteht, überhaupt da zu sein oder aufzutauchen. 

Vielleicht fragst Du Dich mit Blick auf Deine Finanzen nun: Was sind denn diese Gelegenheiten und wie finde ich sie?

Die Notwendigkeit für Tüchtigkeit liegt im Beruf, der eigenen Arbeit. Dort legt man den finanziellen Grundstock, um den Vermögensaufbau überhaupt erst zu ermöglichen. 

Beim Vermögensaufbau an sich ist die Gelegenheit greifbar. Sie liegt direkt vor uns. Da geht es dann gar nicht unbedingt um Tüchtigkeit. Es geht nicht darum, sich ständig mit der Börse zu beschäftigen.

Darüber habe ich in früheren Folgen dieses Podcasts bereits gesprochen: Geldanlage und Vermögensaufbau ist kein Hexenwerk. Die Grundlagen hat man schnell verinnerlicht. Und dann geht es in erster Linie um ein Verständnis der eigenen Situation, der eigenen Möglichkeiten, Bedürfnisse und Ziele und wie man diese mit seinen eigenen Verhaltensweisen in Einklang bringt. Also wofür man Geld ausgibt und wofür auch nicht, wie viel man Sparen kann oder wie man die eigene Sparquote erhöht und wie man sein Geld mit Blick auf den Zeitraum, das eigene Risikoprofil und die finanziellen Ziele optimal investiert. 

Du musst kein Superinvestor sein, der die nächste Super-Aktie findet. Mit einem langfristigen Zeithorizont kannst Du regelmäßig sparen und dann breitgestreut, mit niedrigen Kosten und über einen langen Zeitraum investieren. Damit kannst Du eine ordentliche Rendite einfahren und ein ordentliches Finanzpolster aufbauen. Und ausgehend von diesem Grundverständnis hat es jeder tatsächlich selbst in der Hand. 

Die Entscheidung, sein finanzielles Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, verlangt nach etwas Arbeit. Aber die ist wirklich überschaubar. Das Glück und auch das finanzielle Glück ist mit den Tüchtigen.

PS: Das Titelbild ist in Brandenburg entstanden.

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